hskanzler, dem Grafen Moltke und andern die Hand. Unter
diesen Herrn war auch ein Abgeordneter, ein Professor, der trug nicht
wie die Mehrzahl der Abgeordneten den schwarzen Gehrock oder den Frack,
sondern wie manche andere seine Uniform, ich glaube als Major der
Garde-Landwehr. Das fiel wohl dem Kaiser auf; er sah ihn einen
Augenblick an, drueckte ihm die Hand und dann machte er mit der geballten
Faust eine drohende Geberde wie einen Hieb nach unten und sagte zu dem
Herrn: "Nun aber wollen wir sie dreschen!"
Dies kraeftige Wort hat ganz Deutschland so gefreut, dass es zur Losung
fuer den Krieg geworden ist und auf allen moeglichen Postkarten sieht man,
wie wir uns das "Dreschen" ausmalen koennen.
Nachmittags um drei Uhr war dann die erste Reichstagssitzung.
Schon gleich der Anfang war grossartig. Von all den umstaendlichen
Vorbereitungen, die sonst immer die ersten Stunden des Reichstags so
unerquicklich ausfuellen, wollten die Abgeordneten diesmal gar nichts
wissen. Kein Namensaufruf, keine Neuwahl von Praesident und
Schriftfuehrern. Das war ihnen jetzt alles Nebensache. Einmuetig standen
die Abgeordneten aller Parteien auf zum Zeichen, dass ihnen der fruehere
Praesident und seine Mitarbeiter recht seien. Dann erhob sich der
Reichskanzler. Der Vater sagt, es sei bei seinen ersten Worten im ganzen
Haus eine Stille eingetreten, die man nicht mit einem lauten Atemzug
haette stoeren moegen. Die ersten Worte des Reichskanzlers waren: "Ein
gewaltiges Schicksal bricht ueber Europa herein." Dann legte er dar, wie
es nur durch die Schuld unserer Feinde zum Krieg gekommen sei. Wie die
Russen sich so heimtueckisch benommen haetten und wie die Franzosen ohne
Kriegserklaerung in die Reichslande eingedrungen seien, so dass wir nicht
laenger zuwarten konnten und nach Belgien hinein mussten, weil uns sonst
die Franzosen von dieser Seite angegriffen haetten. Wir koennten mit
reinem Gewissen in den Krieg ziehen, in dem wir unser Hoechstes
verteidigen muessen.
Im Lauf der Rede gab es immer mehr begeisterte Zurufe. Ganz hinreissend
sei der Schluss gewesen, als der Reichskanzler mit erhobener Stimme rief:
"Unsere Armee steht im Felde, unsere Flotte ist kampfbereit, hinter ihr
ist das ganze deutsche Volk!" Da brauste es durch den grossen Saal und
von den dicht gefuellten Tribuenen; der Beifall wollte garnicht enden und
der Reichskanzler wiederholte noch einmal die Worte: "das _ganze_
deutsche Volk!" Dabei machte er eine Handbewegung
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