Sie fuehrten den Gefesselten durch das Dorf. Die Strassen waren leer,
niemand traute sich hinaus, denn alle Bewohner waren in Todesangst. Aber
hinter ihren Fenstern schauten sie auf die Strasse und mit Entsetzen
sahen es viele, wie ihr Pfarrer gefesselt auf den Platz vor dem
Wirtshaus gefuehrt wurde, auf dem sich die Kosaken sammelten.
Nur die Pfarrfrau wusste nichts von allem, was geschehen. Zwar ueber das
Laeuten war sie erschrocken; aber sie hatte keine Zeit, darueber
nachzusinnen. Ihre Kosaken, oben im Gastzimmer, waren auf einmal munter
geworden; sie hoerte sie lebhaft reden und eilte, Fruehstueck fuer sie zu
bereiten. So frueh hatte sie sie nicht erwartet. Und sie wollte sie doch
wieder durch gastliche Behandlung in gute Stimmung versetzen. Eilig trug
sie auf, hoffte auch jeden Augenblick, dass ihr Mann wieder vom Friedhof
zurueck kaeme.
Schwere Tritte kamen jetzt die Treppe herunter; sie musste sich wohl
darein finden, die Kosaken allein am Tisch zu haben; wenn sie nur ihre
Sprache gekonnt haette! Sie oeffnete die Tuere; aber die Soldaten schienen
nicht vor zu haben, zum Fruehstueck zu kommen, sie gingen auf die Haustuere
zu.
"Tee?" fragte die Hausfrau und deutete auf das Zimmer. Durch die offene
Tuere war der einladende Teetisch zu sehen. Einen Augenblick zoegerten bei
diesem verlockenden Anblick die Kosaken und wechselten ein paar Worte;
dann traten sie ein, setzten sich aber nicht, sondern schoben nur in
Eile in ihre Taschen alles, was da stand an Brot und Speck, an Kaes und
Eiern, und verschwanden dann eiligst durch den Garten auf die Strasse.
Sie konnte sich dies sonderbare Benehmen nicht erklaeren, ging hinauf in
das Gastzimmer, um nachzusehen, ob die Kosaken wohl all ihr Gepaeck
mitgenommen hatten. Ja, das war so. Also mussten sie wohl heute frueh
schon wieder weiter ziehen? Waren vielleicht schon verspaetet und deshalb
so eilig? O Wonne, diese Gaeste gluecklich los zu sein!
Vom Gastzimmer aus konnte man hinueber blicken nach dem Friedhof. Der
lag still und verlassen. Aber wo war dann nur ihr Mann? Wohin konnte er
so frueh gegangen sein? In das Trauerhaus zu der Wirtin? Mit dem Talar?
Ja, vielleicht; in dieser Kriegszeit tat man manches, was vorher
unmoeglich schien.
Es war so ruhig im ganzen Haus und nach all den Aufregungen hatte diese
Stille etwas Bedrueckendes. Es froestelte sie. Sie ging wieder hinunter in
die Wohnstube. Ihr Blick fiel auf die grosse Teekanne. Ja, eine Tasse Tee
wuerde ihr j
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