hole den Kaes zum Vesper fuer
den Vater und den Gesellen. Ein Viertelpfund, es darf auch um ein paar
Pfennige mehr sein, wenn es ein schoenes Stueck ist. Ich gebe dir 35 statt
30 Pfennig mit."
Georg ging mit dem Geld in die naechste Strasse und verlangte in dem
Warengeschaeft ein Viertelpfund Kaes. Ein Stueck wurde abgeschnitten und
gewogen. "Diesmal haben wir's gerade erraten, ein Viertelpfund, 30
Pfennig," sagte die Verkaeuferin. Waehrenddessen hatte Georg auf dem
Ladentisch einen Glaskasten mit sehr verlockend aussehenden
Schokoladestangen erblickt. Das Stueck fuenf Pfennig, stand auf dem
Kasten. Und fuenf Pfennig hatte er doch gerade auch in der Hand. Auf
diese fuenf Pfennig kam es der Mutter nicht an; sie waeren ja auch weg
gewesen, wenn er sie fuer den Kaes ausgegeben haette. "Und eine
Schokoladestange fuer fuenf Pfennig," sagte er; bekam sie, ging hinaus,
liess sich die Schokolade schmecken und hatte auch kein schlechtes
Gewissen dabei; "wegen der fuenf Pfennig". Er war schon mit Essen fertig,
als er heimkam. Die Mutter nahm ihm den Kaes ab. "Komm, der Vater ist
allein im Laden, er liest uns noch mehr aus der Zeitung vor." Bald
standen sie wieder zu vieren beisammen, und der Sattler las: "Unter den
Gepaeckwagen, die unsere wackeren Soldaten den Russen abnahmen, fand sich
zur grossen Freude unserer Krieger auch ein mit Konservenbuechsen
angefuellter. Die Buechsen waren verloetet und jede trug die Gewichts- und
Inhaltsangabe der verschiedenen Gemuese- und Fleischgerichte. Als aber
eine und dann immer mehr dieser Buechsen geoeffnet wurden, fand sich, dass
sie, anstatt mit Esswaren, mit Sand und Spaenen gefuellt waren. Dieser
Betrug ist wieder ein Beispiel von der tiefen Verderbtheit, die im
russischen Volk herrscht."
"Nein, solch eine Gemeinheit, so etwas gibt's doch bei uns Deutschen
nicht!" rief die Frau empoert.--"Ja es ist unglaublich!"--"Was denn,
Mutter, was ist denn so schlimm, erklaere mir's doch," draengte
der Kleine, der mit Aufmerksamkeit zugehoert, aber doch die
Zeitungsmitteilung nicht recht verstanden hatte.
"Begreifst nicht?" sagte die Mutter, "wenn ich dir einen Nickel gebe und
sage, du sollst mir Salz holen, dann darfst du nicht hingehen und dir
Gutele darum kaufen; gelt das waere nicht recht? Da hat aber der
russische Kaiser vielleicht 1000 Mark hergegeben, hat zu seinen Leuten
gesagt, sie sollen Buechsen mit Fleisch und Gemuese fuellen fuer die
Soldaten. Die haben aber das Geld fuer sich be
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