Kranz.
Entfernt sich die Verehrte, heiligt er
Den Pfad, den leis ihr schoener Fuss betrat.
Versteckt im Busche, gleich der Nachtigall,
Fuellt er aus einem liebekranken Busen
Mit seiner Klagen Wohllaut Hain und Luft:
Sein reizend Leid, die sel'ge Schwermut lockt
Ein jedes Ohr und jedes Herz muss nach--
Prinzessin.
Und wenn er seinen Gegenstand benennt,
So gibt er ihm den Namen Leonore.
Leonore.
Es ist dein Name wie es meiner ist.
Ich naehm' es uebel, wenn's ein andrer waere.
Mich freut es, dass er sein Gefuehl fuer dich
In diesem Doppelsinn verbergen kann.
Ich bin zufrieden, dass er meiner auch
Bei dieses Namens holdem Klang gedenkt.
Hier ist die Frage nicht von einer Liebe,
Die sich des Gegenstands bemeistern will,
Ausschliessend ihn besitzen, eifersuechtig
Den Anblick jedem andern wehren moechte.
Wenn er in seliger Betrachtung sich
Mit deinem Werth beschaeftigt, mag er auch
An meinem leichtern Wesen sich erfreun.
Uns liebt er nicht,--verzeih dass ich es sage!--
Aus allen Sphaeren traegt er, was er liebt,
Auf einen Namen nieder, den wir fuehren,
Und sein Gefuehl teilt er uns mit; wir scheinen
Den Mann zu lieben, und wir lieben nur
Mit ihm das Hoechste, was wir lieben koennen.
Prinzessin.
Du hast dich sehr in diese Wissenschaft
Vertieft, Eleonore, sagst mir Dinge,
Die mir beinahe nur das Ohr beruehren
Und in die Seele kaum noch uebergehn.
Leonore.
Du? Schuelerin des Plato! Nicht begreifen,
Was dir ein Neuling vorzuschwatzen wagt?
Es muesste sein, dass ich zu sehr mich irrte;
Doch irr' ich auch nicht ganz, ich weiss es wohl.
Die Liebe zeigt in dieser holden Schule
Sich nicht, wie sonst, als ein verwoehntes Kind:
Es ist der Juengling der mit Psychen sich
Vermaehlte, der im Rat der Goetter Sitz
Und Stimme hat. Er tobt nicht frevelhaft
Von einer Brust zur andern hin und her;
Er heftet sich an Schoenheit und Gestalt
Nicht gleich mit suessem Irrtum fest, und buesset
Nicht schnellen Rausch mit Ekel und Verdruss.
Prinzessin.
Da kommt mein Bruder! Lass uns nicht verraten,
Wohin sich wieder das Gespraech gelenkt:
Wir wuerden seinen Scherz zu tragen haben,
Wie unsre Kleidung seinen Spott erfuhr.
Zweiter Auftritt
Die Vorigen. Alphons.
Alphons.
Ich suche Tasso, den ich nirgends finde,
Und treff' ihn--hier sogar bei euch nicht an.
Koennt ihr von ihm mir keine Nachricht geben?
Prinzessin.
Ich sah ihn gestern wenig, heute nicht.
Alphons.
Es ist ein alter Fehler, dass er mehr
Die Einsamk
|