o sehr um deint- als der Geschwister willen.
Sie denken alle gut und gleich von dir,
Und jegliches vertraut dir unbedingt.
Tasso.
O Leonore, welch Vertraun ist das?
Hat er von seinem Staate je ein Wort,
Ein ernstes Wort mit mir gesprochen? Kam
Ein eigner Fall, worueber er sogar
In meiner Gegenwart mit seiner Schwester,
Mit andern sich beriet, mich fragt' er nie.
Da hiess es immer nur: Antonio kommt!
Man muss Antonio schreiben! Fragt Antonio!
Leonore.
Du klagst, anstatt zu danken. Wenn er dich
In unbedingter Freiheit lassen mag,
So ehrt er dich, wie er dich ehren kann.
Tasso.
Er laesst mich ruhn, weil er mich unnuetz glaubt.
Leonore.
Du bist nicht unnuetz, eben weil du ruhst.
So lange hegst du schon Verdruss und Sorge,
Wie ein geliebtes Kind an deiner Brust.
Ich hab' es oft bedacht, und mag's bedenken
Wie ich es will: Auf diesem schoenen Boden,
Wohin das Glueck dich zu verpflanzen schien,
Gedeihst du nicht. O Tasso!--Rat' ich dir's?
Sprech' ich es aus?--Du solltest dich entfernen!
Tasso.
Verschone nicht den Kranken, lieber Arzt!
Reich' ihm das Mittel, denke nicht daran,
Ob's bitter sei.--Ob er genesen koenne,
Das ueberlege wohl, o kluge, gute Freundin!
Ich seh' es alles selbst, es ist vorbei!
Ich kann ihm wohl verzeihen, er nicht mir;
Und sein bedarf man, leider meiner nicht.
Und er ist klug, und leider bin ich's nicht.
Er wirkt zu meinem Schaden, und ich kann,
Ich mag nicht gegen wirken. Meine Freunde,
Sie lassen's gehn, sie sehen's anders an.
Sie widerstreben kaum und sollten kaempfen.
Du glaubst, ich soll hinweg; ich glaub' es selbst--
So lebt denn wohl! Ich werd' auch das ertragen.
Ihr seid von mir geschieden--werd' auch mir,
Von euch zu scheiden, Kraft und Mut verliehn!
Leonore.
Auch in der Ferne zeigt sich alles reiner,
Was in der Gegenwart uns nur verwirrt.
Vielleicht wirst du erkennen, welche Liebe
Dich ueberall umgab, und welchen Wert
Die Treue wahrer Freunde hat, und wie
Die weite Welt die Naechsten nicht ersetzt.
Tasso.
Das werden wir erfahren! Kenn' ich doch
Die Welt von Jugend auf, wie sie so leicht
Uns hilflos, einsam laesst, und ihren Weg
Wie Sonn' und Mond und andre Goetter geht.
Leonore.
Vernimmst du mich, mein Freund, so sollst du nie
Die traurige Erfahrung wiederholen.
Soll ich dir raten, so begibst du dich
Erst nach Florenz, und eine Freundin wird
Gar freundlich fuer dich sorgen. Sei getrost,
Ich bin es selbst. Ich reise, den Gemahl
Die naechsten Tage dort zu
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