Tasso.
Du bist es selbst, wie du zum ersten Mal,
Ein heil'ger Engel, mir entgegen kamst!
Verzeih dem trueben Blick des Sterblichen,
Wenn er auf Augenblicke dich verkannt.
Er kennt dich wieder! Ganz eroeffnet sich
Die Seele, nur dich ewig zu verehren.
Es fuellt sich ganz das Herz von Zaertlichkeit--
Sie ist's, sie steht vor mir. Welch ein Gefuehl!
Ist es Verirrung, was mich nach dir zieht?
Ist's Raserei? Ist's ein erhoehter Sinn,
Der erst die hoechste, reinste Wahrheit fasst?
Ja, es ist das Gefuehl, das mich allein
Auf dieser Erde gluecklich machen kann,
Das mich allein so elend werden liess,
Wenn ich ihm widerstand und aus dem Herzen
Es bannen wollte. Diese Leidenschaft
Gedacht' ich zu bekaempfen; stritt und stritt
Mit meinem tiefsten Sein, zerstoerte frech
Mein eignes Selbst, dem du so ganz gehoerst--
Prinzessin.
Wenn ich dich, Tasso, laenger hoeren soll,
So maessige die Glut, die mich erschreckt.
Tasso.
Beschraenkt der Rand des Bechers einen Wein,
Der schaeumend wallt und brausend ueberschwillt?
Mit jedem Wort' erhoehest du mein Glueck,
Mit jedem Worte glaenzt dein Auge heller.
Ich fuehle mich im Innersten veraendert,
Ich fuehle mich von aller Not entladen,
Frei wie ein Gott, und alles dank' ich dir!
Unsaegliche Gewalt, die mich beherrscht,
Entfliesset deinen Lippen; ja, du machst
Mich ganz dir eigen. Nichts gehoeret mir
Von meinem ganzen Ich mir kuenftig an.
Es truebt mein Auge sich in Glueck und Licht,
Es schwankt mein Sinn. Mich haelt der Fuss nicht mehr.
Unwiderstehlich ziehst du mich zu dir,
Und unaufhaltsam dringt mein Herz dir zu.
Du hast mich ganz auf ewig dir gewonnen,
So nimm denn auch mein ganzes Wesen hin!
(Er faellt ihr in die Arme und drueckt sie fest an sich.)
Prinzessin (ihn von sich stossend und hinweg eilend).
Hinweg!
Leonore (die sich schon eine Weile im Grunde sehen lassen, herbeieilend).
Was ist geschehen? Tasso! Tasso!
(Sie geht der Prinzessin nach.)
Tasso (im Begriff, ihnen zu folgen).
O Gott!
Alphons (der sich schon eine Zeitlang mit Antonio genaehert).
Er kommt von Sinnen, halt ihn fest. (Ab.)
Fuenfter Auftritt
Tasso. Antonio.
Antonio.
O stuende jetzt, so wie du immer glaubst,
Dass du von Feinden rings umgeben bist,
Ein Feind bei dir, wie wuerd' er triumphieren!
Ungluecklicher, noch kaum erhol' ich mich!
Wenn ganz was Unerwartetes begegnet,
Wenn unser Blick was Ungeheures sieht,
Steht unser Geist auf eine Weile still:
W
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