Tasso.
Ich weiss es nur zu wohl, seit jenem Tage,
Da sie von hinnen schied, vermochte dir
Die reine Freude niemand zu ersetzen.
Wie oft zerriss es meine Brust! Wie oft
Klagt' ich dem stillen Hain mein Leid um dich!
Ach! Rief ich aus, hat denn die Schwester nur
Das Glueck, das Recht, der Teuern viel zu sein?
Ist denn kein Herz mehr wert, dass sie sich ihm
Vertrauen duerfte, kein Gemuet dem ihren
Mehr gleich gestimmt? Ist Geist und Witz verloschen?
Und war die eine Frau, so trefflich sie
Auch war, denn alles? Fuerstin! O verzeih!
Da dacht' ich manchmal an mich selbst und wuenschte,
Dir etwas sein zu koennen. Wenig nur,
Doch etwas, nicht mit Worten, mit der Tat
Wuenscht' ich's zu sein, im Leben dir zu zeigen,
Wie sich mein Herz im Stillen dir geweiht.
Doch es gelang mir nicht, und nur zu oft
Tat ich im Irrtum was dich schmerzen musste,
Beleidigte den Mann, den du beschuetztest,
Verwirrte unklug was du loesen wolltest,
Und fuehlte so mich stets im Augenblick,
Wenn ich mich nahen wollte, fern und ferner.
Prinzessin.
Ich habe, Tasso, deinen Willen nie
Verkannt und weiss, wie du, dir selbst zu schaden,
Geschaeftig bist. Anstatt dass meine Schwester
Mit jedem, wie er sei, zu leben weiss,
So kannst du selbst nach vielen Jahren kaum
In einen Freund dich finden.
Tasso.
Tadle mich!
Doch sage mir hernach: Wo ist der Mann,
Die Frau, mit der ich wie mit dir
Aus freiem Busen wagen darf zu reden?
Prinzessin.
Du solltest meinem Bruder dich vertraun.
Tasso.
Er ist mein Fuerst!--Doch glaube nicht, dass mir
Der Freiheit wilder Trieb den Busen blaehe.
Der Mensch ist nicht geboren, frei zu sein,
Und fuer den Edeln ist kein schoener Glueck,
Als einem Fuersten, den er ehrt, zu dienen.
Und so ist er mein Herr, und ich empfinde
Den ganzen Umfang dieses grossen Worts.
Nun muss ich schweigen lernen, wenn er spricht,
Und tun, wenn er gebietet, moegen auch
Verstand und Herz ihm lebhaft widersprechen.
Prinzessin.
Das ist der Fall bei meinem Bruder nie,
Und nun, da wir Antonio wieder haben,
Ist dir ein neuer kluger Freund gewiss.
Tasso.
Ich hofft' es ehmals, jetzt verzweifl' ich fast.
Wie lehrreich waere mir sein Umgang, nuetzlich
Sein Rat in tausend Faellen! Er besitzt,
Ich mag wohl sagen, alles, was mir fehlt.
Doch--haben alle Goetter sich versammelt,
Geschenke seiner Wiege darzubringen--
Die Grazien sind leider ausgeblieben,
Und wem die Gaben dieser Holden fehlen,
Der kann zwar viel besitzen, vieles geben,
D
|