aetsel, und doch ist es keins.
Der stille Mond, der dich bei Nacht erfreut,
Dein Auge, dein Gemuet mit seinem Schein
Unwiderstehlich lockt, er schwebt am Tage
Ein unbedeutend blasses Woelkchen hin.
Ich bin vom Glanz des Tages ueberschienen,
Ihr kennet mich, ich kenne mich nicht mehr.
Leonore.
Was du mir sagst, mein Freund, versteh' ich nicht,
Wie du es sagst. Erklaere dich mit mir.
Hat die Beleidigung des schroffen Manns
Dich so gekraenkt, dass du dich selbst und uns
So ganz verkennen magst? Vertraue mir.
Tasso.
Ich bin nicht der Beleidigte, du siehst
Mich ja bestraft, weil ich beleidigt habe.
Die Knoten vieler Worte loest das Schwert
Gar leicht und schnell, allein ich bin gefangen.
Du weisst wohl kaum--erschrick nicht, zarte Freundin--
Du triffst den Freund in einem Kerker an.
Mich zuechtiget der Fuerst wie einen Schueler.
Ich will mit ihm nicht rechten, kann es nicht.
Leonore.
Du scheinest mehr, als billig ist, bewegt.
Tasso.
Haeltst du mich fuer so schwach, fuer so ein Kind,
Dass solch ein Fall mich gleich zerruetten koenne?
Das was geschehn ist, kraenkt mich nicht so tief,
Allein das kraenkt mich, was es mir bedeutet.
Lass meine Neider meine Feinde nur
Gewaehren! Frei und offen ist das Feld.
Leonore.
Du hast gar manchen faelschlich in Verdacht,--
Ich habe selbst mich ueberzeugen koennen--
Und auch Antonio feindet dich nicht an,
Wie du es waehnst. Der heutige Verdruss--
Tasso.
Den lass' ich ganz bei Seite, nehme nur
Antonio, wie er war, und wie er bleibt.
Verdriesslich fiel mir stets die steife Klugheit,
Und dass er immer nur den Meister spielt.
Anstatt zu forschen, ob des Hoerers Geist
Nicht schon fuer sich auf guten Spuren wandle,
Belehrt er dich von manchem, das du besser
Und tiefer fuehltest, und vernimmt kein Wort,
Das du ihm sagst, und wird dich stets verkennen.
Verkannt zu sein, verkannt von einem Stolzen,
Der laechelnd dich zu uebersehen glaubt!
Ich bin so alt noch nicht und nicht so klug,
Dass ich nur duldend gegenlaecheln sollte.
Frueh oder spaet, es konnte sich nicht halten,
Wir mussten brechen; spaeter waer' es nur
Um desto schlimmer worden. Einen Herrn
Erkenn' ich nur, den Herrn der mich ernaehrt,
Dem folg' ich gern, sonst will ich keinen Meister.
Frei will ich sein im Denken und im Dichten:
Im Handeln schraenkt die Welt genug uns ein.
Leonore.
Er spricht mit Achtung oft genug von dir.
Tasso.
Mit Schonung willst du sagen, fein und klug.
Und das verdriesst mich eben
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