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Nicht recht empfinden kannst. Ich lass' es gehn
Und muss denn eben diesen Vorwurf tragen.
Um desto mehr erfreut es mich, dass ich
Nun in der Tat dem Freunde nuetzen kann;
Es faellt mir meiner Mutter Erbschaft zu,
Und gerne will ich fuer ihn sorgen helfen.
Leonore.
Und ich, o Fuerstin, finde mich im Falle,
Dass ich als Freundin auch mich zeigen kann.
Er ist kein guter Wirth; wo es ihm fehlt,
Werd' ich ihm schon geschickt zu helfen wissen.
Prinzessin.
So nimm ihn weg, und, soll ich ihn entbehren,
Vor allen andern sei er dir gegoennt!
Ich seh' es wohl, so wird es besser sein.
Muss ich denn wieder diesen Schmerz als gut
Und heilsam preisen? Das war mein Geschick
Von Jugend auf; ich bin nun dran gewoehnt.
Nur halb ist der Verlust des schoensten Gluecks,
Wenn wir auf den Besitz nicht sicher zaehlten.
Leonore.
Ich hoffe dich, so schoen du es verdienst,
Gluecklich zu sehn!
Prinzessin.
Eleonore! Gluecklich?
Wer ist denn gluecklich?--Meinen Bruder zwar
Moecht' ich so nennen; denn sein grosses Herz
Traegt sein Geschick mit immer gleichem Mut;
Allein, was er verdient, das ward ihm nie.
Ist meine Schwester von Urbino gluecklich?
Das schoene Weib, das edle grosse Herz!
Sie bringt dem juengern Manne keine Kinder;
Er achtet sie und laesst sie's nicht entgelten,
Doch keine Freude wohnt in ihrem Haus.
Was half denn unsrer Mutter ihre Klugheit?
Die Kenntnis jeder Art, ihr grosser Sinn?
Konnt' er sie vor dem fremden Irrtum schuetzen?
Man nahm uns von ihr weg: Nun ist sie tot.
Sie liess uns Kindern nicht den Trost, dass sie
Mit ihrem Gott versoehnt gestorben sei.
Leonore.
O blicke nicht nach dem, was jedem fehlt;
Betrachte, was noch einem jeden bleibt!
Was bleibt nicht dir, Prinzessin?
Prinzessin.
Was mir bleibt?
Geduld, Eleonore! Ueben konnt' ich die
Von Jugend auf. Wenn Freunde, wenn Geschwister
Bei Fest und Spiel gesellig sich erfreuten,
Hielt Krankheit mich auf meinem Zimmer fest,
Und in Gesellschaft mancher Leiden musst'
Ich frueh entbehren lernen. Eines war,
Was in der Einsamkeit mich schoen ergoetzte,
Die Freude des Gesangs; ich unterhielt
Mich mit mir selbst, ich wiegte Schmerz und Sehnsucht
Und jeden Wunsch mit leisen Toenen ein.
Da wurde Leiden oft Genuss, und selbst
Das traurige Gefuehl zur Harmonie.
Nicht lang' war mir dies Glueck gegoennt, auch dieses
Nahm mir der Arzt hinweg: Sein streng Gebot
Hiess mich verstummen; leben sollt' ich, leiden,
Den einz'ge
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