eiche der Tat, bei ihrer Wirklichkeit sehen wir bloss ihre
Schwaerze; der Einfall vergnuegte unsern Witz, aber die Ausfuehrung des
Einfalls empoert unsere ganze Empfindlichkeit; wir wenden der Buehne den
Ruecken und sagen mit dem Lykas beim Petron, auch ohne uns in dem
besondern Falle des Lykas zu befinden: Si justus imperator fuisset,
debuit patrisfamiliae corpus in monimentum referre, mulierem adfigere
cruci. Und diese Strafe scheinet sie uns um so viel mehr zu verdienen,
je weniger Kunst der Dichter bei ihrer Verfuehrung angewendet; denn wir
verdammen sodann in ihr nicht das schwache Weib ueberhaupt, sondern ein
vorzueglich leichtsinniges, luederliches Weibsstueck insbesondere.--Kurz,
die Petronische Fabel gluecklich auf das Theater zu bringen, muesste sie
den naemlichen Ausgang behalten, und auch nicht behalten; muesste die
Matrone so weit gehen, und auch nicht so weit gehen.--Die Erklaerung
hierueber anderwaerts!
Den siebenunddreissigsten Abend (sonnabends, den 4. Julius) wurden
"Nanine" und der "Advokat Patelin" wiederholt.
Den achtunddreissigsten Abend (dienstags, den 7. Julius) ward die "Merope"
des Herrn von Voltaire aufgefuehrt.
Voltaire verfertigte dieses Trauerspiel auf Veranlassung der "Merope" des
Maffei; vermutlich im Jahr 1737 und vermutlich zu Cirey, bei seiner Urania,
der Marquise du Chatelet. Denn schon im Jenner 1738 lag die Handschrift
davon zu Paris bei dem Pater Brumoy, der als Jesuit und als Verfasser des
Theatre des Grecs am geschicktesten war, die besten Vorurteile dafuer
einzufloessen und die Erwartung der Hauptstadt diesen Vorurteilen gemaess zu
stimmen. Brumoy zeigte sie den Freunden des Verfassers, und unter andern
musste er sie auch dem alten Vater Tournemine schicken, der, sehr
geschmeichelt, von seinem lieben Sohn Voltaire ueber ein Trauerspiel, ueber
eine Sache, wovon er eben nicht viel verstand, um Rat gefragt zu werden,
ein Briefchen voller Lobeserhebungen an jenen darueber zurueckschrieb,
welches nachher, allen unberufenen Kunstrichtern zur Lehre und zur
Warnung, jederzeit dem Stuecke selbst vorgedruckt worden. Es wird darin
fuer eines von den vollkommensten Trauerspielen, fuer ein wahres Muster
erklaert, und wir koennen uns nunmehr ganz zufrieden geben, dass das Stueck
des Euripides gleichen Inhalts verloren gegangen; oder vielmehr, dieses
ist nun nicht laenger verloren, Voltaire hat es uns wiederhergestellt.
So sehr hierdurch nun auch Voltaire beruhiget sein musste, so schien
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