as
verfaellt, was jedem gesunden Magen Abscheu erwecken wuerde, auf faule
Eier, auf Rattenschwaenze und Raupenpasteten; die schmecken ihm. Die
edelste, bescheidenste Schoenheit, mit dem schmachtendsten Auge, gross und
blau, mit der unschuldigsten empfindlichsten Seele, beherrscht den
Sultan,--bis sie gewonnen ist. Eine andere, majestaetischer in ihrer Form,
blendender von Kolorit, bluehende Suada auf ihren Lippen, und in ihrer
Stimme das ganze liebliche Spiel bezaubernder Toene, eine wahre Muse, nur
verfuehrerischer, wird--genossen und vergessen. Endlich erscheinet ein
weibliches Ding, fluechtig, unbedachtsam, wild, witzig bis zur
Unverschaemtheit, lustig bis zum Tollen, viel Physiognomie, wenig
Schoenheit, niedlicher als wohlgestaltet, Taille aber keine Figur; dieses
Ding, als es den Sultan erblickt, faellt mit der plumpesten Schmeichelei,
wie mit der Tuere ins Haus: Graces au ciel, voici une figure humaine!
--(Eine Schmeichelei, die nicht bloss dieser Sultan, auch mancher deutscher
Fuerst, dann und wann etwas feiner, dann und wann aber auch wohl noch
plumper, zu hoeren bekommen, und mit der unter zehnen neune, so gut
wie der Sultan, vorlieb genommen, ohne die Beschimpfung, die sie wirklich
enthaelt, zu fuehlen.) Und so wie dieses Eingangskompliment, so das uebrige
--Vous etes beaucoup mieux, qu'il n'appartient a un Turc: vous avez
meme quelque chose d'un Francais--En verite ces Turcs sont plaisants--Je
me charge d'apprendre a vivre a ce Turc--Je ne desespere pas d'en faire
quelque jour un Francais.--Dennoch gelingt es dem Dinge! Es lacht und
schilt, es droht und spottet, es liebaeugelt und mault, bis der Sultan,
nicht genug, ihm zu gefallen, dem Seraglio eine neue Gestalt gegeben zu
haben, auch Reichsgesetze abaendern und Geistlichkeit und Poebel wider sich
aufzubringen Gefahr laufen muss, wenn er anders mit ihr ebenso gluecklich
sein will, als schon der und jener, wie sie ihm selbst bekennet, in ihrem
Vaterlande mit ihr gewesen. Das verlohnte sich wohl der Muehe!
Marmontel faengt seine Erzaehlung mit der Betrachtung an, dass grosse
Staatsveraenderungen oft durch sehr geringfuegige Kleinigkeiten veranlasst
worden, und laesst den Sultan mit der heimlichen Frage an sich selbst
schliessen: Wie ist es moeglich, dass eine kleine aufgestuelpte Nase die
Gesetze eines Reiches umstossen koennen? Man sollte also fast glauben, dass
er bloss diese Bemerkung, dieses anscheinende Missverhaeltnis zwischen
Ursache und Wirkung, durch
|