ueberrascht waren und einer nach dem andern dem jungen
Ueberbringer freundlich dankte. Der fand sich auch gluecklich wieder
zurueck und sie freuten sich zusammen ueber die kleine Liebesgabe, die sie
uebergeben hatten. Es war vielleicht eine der ersten von den Tausenden,
ja Millionen, die im Laufe des Krieges gespendet wurden.
Endlich--es war heisse Mittagszeit geworden--kam der Zug an! Aus allen
Fenstern johlten Burschen denen entgegen, die am Bahnhof standen und ein
unbeschreiblicher Laerm, ein beaengstigendes Draengen entstand. Die Wagen
wurden von den Maennern gestuermt, Frauen und Kinder blieben zurueck, und
wo sie hinein wollten, hiess es: "Voll, uebervoll!"
Die Beamten troesteten: "In drei Stunden kommt wieder ein Zug."
Aber wer wollte noch einmal warten, und wer wusste, ob es dann mehr Platz
gaebe? Frau Lissmann mit den Kindern lief hin und her, ueberall standen die
Leute bis an die Trittbretter und wollten niemand mehr einlassen. Da
ploetzlich hoerte sie eine Stimme: "Nur herein, es geht schon noch!" Ein
starker Arm streckte sich ihr entgegen und ehe sie wusste, wie es
zugegangen, stand sie mit den Kindern eingekeilt in dem schmalen Gang
eines Wagens dritter Klasse, obwohl sie Karten zweiter Klasse geloest
hatte. Der Zug fuhr ab, eine Menge verzweifelter Leute zurueck lassend.
"Gottlob!" rief Frau Lissmann, sie zitterte noch vor Erregung. "Wo ist
denn mein Hut?" fragte Karl, "man hat ihn mir vom Kopf gerissen!" "Macht
nichts," troestete die Mutter, "das ist der Krieg, hat der Herr gesagt.
Gottlob, dass wir alle drei im Zuge sind. Irgend jemand hat uns geholfen,
sonst waeren wir nicht herein gekommen."
"Das war ja der grosse Soldat, der uns aus dem Leiterwagen gehoben hat,
hast du ihn denn nicht erkannt, Mutter?"
"Nein, ich habe nur einen Arm gesehen, der sich nach uns ausgestreckt
hat. Ich konnte ihm auch gar nicht dafuer danken."
Ein Mitreisender hatte das Gespraech gehoert, er mischte sich ein: "Da ist
nichts zu danken. Sie sind Deutsche, wir sind Oesterreicher; wir sind
Verbuendete und helfen einander. Ich werde Ihnen jetzt einen Sitzplatz
schaffen" und er nahm seinen Handkoffer und stellte ihn auf den Boden
des Ganges. "So, nun nehmen Sie Platz," sagte er freundlich. "Fuer das
Toechterl bleibt auch noch ein Eckerl und der Bub, der will doch auch
einmal Soldat werden, der uebt sich einstweilen im Stehen."
Langsam fuhr der ueberfuellte Zug. An jeder Station gab es laengeren
Aufenthalt; eine Menge
|