urzeln, als etwa bei Clusia oder Carludovica. Bei Anthurium
Huegelii, einer der ausgezeichnetsten hierher gehoerigen Pflanzen, kommt das
Vorherrschen der Leitelemente in den Naehrwurzeln, des Sklerenchyms in den
Haftwurzeln sehr deutlich zum Vorschein; in den uebrigen Faellen sind
dagegen die Unterschiede nur gering.
Die zuerst auftretenden Wurzeln haben stets wesentlich die Eigenschaften
von Haftwurzeln, dienen aber zugleich zur Ernaehrung der jungen Pflanze.
Die Naehrwurzeln entstehen jedoch bald, theilweise oder (Orchideen)
ausschliesslich, als Nebenaeste der Haftwurzeln. Es muss aber hervorgehoben
werden, dass in diesem Falle morphologisch gleichwerthige Seitenwurzeln,
auch bei gleichen aeusseren Bedingungen, theils zu der einen, theils zu der
anderen Wurzelform werden, ohne dass hierin der Einfluss aeusserer Umstaende
zur Geltung komme.
Das oft kopfgrosse Wurzelgeflecht von _Oncidium altissimum_, einer in
Westindien haeufigen epiphytischen Orchidee, ist entweder rundlich oder
mehr oder weniger flach ausgebreitet und stellt eine Art Korb dar, dessen
Wandung aus den verflochtenen, federkieldicken Haftwurzeln besteht,
waehrend aus dem Inneren, neben den gruenen Sprossen, Hunderte von
nadelformigen Naehrwurzeln sich erheben. In diesem Korb sammeln sich von
den Baumaesten abgefallene Pflanzentheile, die allmaehlich in Humus
uebergehen.
Noch weit maechtiger entwickelt ist ein Cyrtopodium Sta. Catharinas, dessen
zahllose Naehrwurzeln ueber stricknadellang werden.
Die eben erwaehnten Orchideen stellen relativ noch einfache Faelle dar. Die
functionelle Differenzirung zwischen beiden Wurzelformen ist noch wenig
ausgesprochen, indem die Haftwurzeln nicht nur stets die Leitung der
Naehrstoffe in die Pflanze uebernehmen, sondern auch in nicht
unbetraechtlichem Grade an deren Aufnahme theilnehmen. Das erwaehnte
Cyrtopodium laesst sich auf dem Boden cultiviren und waechst dabei sehr
ueppig, obwohl es nur von unten also durch seine Haftwurzeln, ernaehrt wird.
Die Bedeutung der negativ geotropischen Wurzeln ist aber
nichtsdestoweniger in der Natur sehr gross, sogar da, wo das Substrat
relativ reich an Naehrstoffen ist, namentlich aber da, wo die Rinde wenig
bietet; ich habe Oncidium flexuosum und sogar das riesige Cyrtopodium auf
hohen, kahlen Baumaesten wachsen sehen, wo ihre Haftwurzeln beinahe nichts
aufnehmen konnten, waehrend sich zwischen den Naehrwurzeln verwesende
Pilanzentheile reichlich befanden.
_Anthurium Hueg
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