lingsstadt der Jagellonen, das Kloster des Simeonof in Moskau, das
von Kasan, sowie die dortige Kirche der Altglaeubigen, und begaben sich
nun, bekleidet mit einer Kutte mit Capuchon aus Sarsche, endlich nach
Irkutsk.
Der Pope war ein einfacher Dorfpriester, einer der 600,000 Pastoren,
welche das russische Reich zaehlt. Seine Kleidung sah erbaermlicher aus, als
die der Mujiks, deren gesellschaftliche Stellung die seinige auch wirklich
nicht ueberragte, da er in der Kirche weder Rang noch Macht besitzt, und
sein Stueck Land ebenso gut bebaut, wie er tauft, Ehen schliesst und
Beerdigungen leitet. Sein Weib und seine Kinder hatte er den Gewaltthaten
der Tartaren dadurch zu entziehen gewusst, dass er sie nach den noerdlichen
Provinzen schaffte, waehrend er in seiner Parochie bis zum letzten
Augenblick aushielt. Dann hatte er jedenfalls fliehen muessen, und da die
Strasse nach Irkutsk versperrt war, den Baikalsee zu erreichen gesucht.
Diese verschiedenen kirchlichen Personen sassen auf dem Vordertheil des
Flosses zusammen, beteten in regelmaessigen Zwischenraeumen, erhoben ihre
Stimmen mitten in der schweigenden Nacht, und am Ende jedes Verses ihres
Gebets hoerte man ihre Lippen ein "Slava Bogu", das ist Ehre sei Gott,
fluestern.
Kein Zwischenfall unterbrach diese Wasserfahrt. Nadia lag noch immer in
tiefer Erschoepfung. Michael Strogoff wachte neben ihr. Der Schlaf kam nur
sehr selten in seine Augen und seine Gedanken wachten dabei immer.
Bei Tagesanbruch befand sich das Boot in Folge eines steifen Gegenwindes,
der die Wirkung der Stroemung hemmte, noch vierzig Werst von dem Ausflusse
der Angara. Voraussichtlich konnte es dieselbe vor drei oder vier Uhr
Nachmittag nicht erreichen. Den Fluechtlingen kam das insofern zu statten,
als sie den Fluss hinunter waehrend der Nacht fuhren, deren Dunkel ihre
Reise nach Irkutsk beguenstigen musste.
Die einzige Besorgniss des alten Schiffers betraf nur die Bildung von
Eisschollen auf dem Wasser, da die Nacht ganz besonders kalt zu werden
schien. Getrieben vom Winde, sah man zahlreiche Schollen schon jetzt nach
Westen ziehen. Diese waren nicht zu fuerchten, da sie in die Angara, deren
Muendung sie schon passirt hatten, nicht gelangen konnten. Wohl aber wurden
vielleicht diejenigen, welche aus dem Osten des Sees kamen, von der
Stroemung angezogen und pressten sich zwischen die Flussufer. Das brachte
dann wohl Schwierigkeiten, Verzoegerungen oder gar unuebersteigliche
Hindernisse
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