Katastrophe, welche
Allen verderblich werden musste.
Fuer einen Mann, der nun endlich so nahe daran ist, sein laengst erstrebtes
Ziel zu erreichen, verhielt sich Michael Strogoff auffallend ruhig. Auch
in den schlimmsten Lagen hatte ihn seine Energie ja niemals verlassen. Er
sah schon den Augenblick vor sich, wo es ihm endlich gestattet sein wuerde,
an seine Mutter, an Nadia, an sich selbst zu denken! Er fuerchtete nur noch
eine einzige letzte Stoerung, das Floss moechte durch die Anhaeufung von
Schollen noch vor dem Eintreffen in Irkutsk aufgehalten werden. Er dachte
nur hieran und war im Uebrigen vollkommen entschlossen, im Nothfalle noch
durch ein letztes kuehnes Wagstueck seine Absicht durchzusetzen.
Nach mehreren Stunden der Ruhe hatte Nadia ihre physischen Kraefte wieder
gewonnen, welche das Unglueck wohl manchmal brechen konnte, ohne ihr jemals
den Muth zu rauben. Sie dachte ebenfalls daran, dass Michael Strogoff
nichts unversucht lassen werde, um seiner Pflicht nachzukommen, und dass
sie bei der Hand sein muesse, ihn zu fuehren. Je mehr sie sich aber Irkutsk
naeherte, desto deutlicher trat ihr auch das Bild ihres Vaters vor das
geistige Auge. Sie sah ihn in der belagerten Stadt, fern von Denen, die er
liebte, jedoch - woran sie niemals zweifelte, - mit dem ganzen Feuer
seines Patriotismus kaempfend gegen die feindlichen Angreifer. Half ihr
jetzt der Himmel, so konnte sie in einigen Stunden in seinen Armen liegen,
ihm die letzten Worte ihrer Mutter mitzutheilen, und dann sollte nichts
sie wieder von ihm trennen. Endigte die Verbannung Wassili Fedor's
niemals, so wollte auch sie dieselbe mit ihm theilen. Doch gedachte sie
ganz natuerlich auch Dessen, dem sie es verdankte, ihren Vater ueberhaupt
wieder zu sehen, ihres edelmuethigen Reisegefaehrten, ihres "Bruders", der
nach Vertreibung der Tartaren den Weg nach Moskau wieder einschlagen
wuerde, um sie vielleicht nie wieder zu sehen!...
Alcide Jolivet und Harry Blount endlich beschaeftigten sich nur mit dem
einen Gedanken, dass die Situation hoechst dramatisch sei und, gut in Scene
gesetzt, einen ungemein interessanten Bericht abgeben muesse. Der Englaender
dachte dabei an die Leser des Daily-Telegraph, der Franzose an die seiner
Cousine Madeleine. Uebrigens konnten sie sich einer gewissen Erregtheit
doch nicht ganz erwehren.
"Nun, desto besser, dachte Alcide Jolivet, man muss selbst bewegt sein, um
Andere zu bewegen! Ich glaube, dieser Gedanke ist auch in ir
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