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Nacht. Dann huellte sich Alles in Finsterniss, und auch auf das Erscheinen
des Mondes, der sich gerade in Conjunction befand, war ja nicht zu
rechnen.
Die tiefe Dunkelheit musste offenbar Iwan Ogareff's Plaene beguenstigen.
Schon seit mehreren Tagen leitete eine ziemlich heftige Kaelte auf die
bevorstehende Strenge des sibirischen Winters ueber und an eben diesem
Abend war sie doppelt fuehlbar. Die auf der rechten Seite der Angara
aufgestellten Truppen, welche ihre Anwesenheit nicht verrathen sollten,
hatten deshalb kein Wachtfeuer angezuendet. Sie litten von der auffaelligen
Erniedrigung der Temperatur ganz entsetzlich. Wenige Schritte unter ihnen
schwammen die Eisschollen hin, welche der Strom mit herantrieb. Den ganzen
Tag ueber sah man sie in gedraengten Massen in breitem Zuge zwischen beiden
Ufern. Dieser von dem Grossfuersten und seinen Officieren beobachtete
Umstand ward fuer besonders gluecklich angesehen. Es lag auf der Hand, dass
an eine Ueberschreitung der Angara gar nicht zu denken sei, so lange
dieses Gewirr von Eisstuecken das Bett derselben bedeckte. Die Tartaren
konnten weder Boote noch Floesse benutzen. Dabei brauchte man nicht zu
befuerchten, dass sie einen Uebergang auf dem etwa frisch aneinander
gefrorenen Eise versuchen wuerden, da dieses fuer die Passage einer starken
Colonne offenbar zu wenig haltbar war.
Wenn diese Verhaeltnisse auch den Vertheidigern von Irkutsk ganz
vortheilhaft erschienen, so haette Iwan Ogareff sie doch bedauern muessen.
Doch im Gegentheil! Der Verraether wusste ja recht gut, dass die Tartaren gar
nicht ernstlich daran dachten, die Angara zu passiren, und dass alle ihre
hierauf abzielenden Bewegungen nur eine Kriegslist seien.
Gegen zehn Uhr Abends veraenderte sich die Oberflaeche des Flusses zum
groessten Erstaunen und auch zum Nachtheile der Belagerten ganz wunderbar.
Der bisher unpraktikable Uebergang wurde frei. Das ganze Bett des Stromes
reinigte sich. Die Eisschollen, die seit einigen Tagen schon in grosser
Menge dahinjagten, verschwanden ploetzlich stromabwaerts, und nur fuenf bis
sechs schwankten noch vereinzelt zwischen den beiden Ufern. Sogar ihre
Structur veraenderte sich gegenueber denjenigen, welche man zu sehen gewohnt
war, ganz auffallend. Sie erschienen nur als einzelne von einem groesseren
Eisfelde mit glatten Raendern abgeloeste Splitter.
Die russischen Officiere meldeten, als sie die Veraenderungen am Flusse
wahrnahmen, dieselben dem Grossfuerst
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