!"
Das lebhafte Gefuehl des Mitleids malte sich in Alcide Jolivet's und seines
Gefaehrten Zuegen. Einen Augenblick spaeter sassen Beide neben Michael
Strogoff, drueckten ihm die Hand und erwarteten, was er ihnen zu sagen
habe.
"Meine Herren, begann dieser mit verhaltener Stimme, Sie duerfen nicht
wissen, wer ich bin, noch zu welchem Zwecke ich mich nach Sibirien begeben
hatte. Ich ersuche Sie, mein Geheimniss zu bewahren. Versprechen Sie mir
das?
-- Auf Ehre, antwortete Alcide Jolivet.
-- Auf Gentlemans Wort, fuegte Harry Blount hinzu.
-- Ich danke, meine Herren.
-- Koennen wir Ihnen nach irgend welcher Seite nuetzlich sein? fragte Harry
Blount. Wuenschen Sie, dass wir Sie bei der Ausfuehrung Ihrer Auftraege
unterstuetzen?
-- Ich ziehe es vor, allein zu handeln, erwiderte Michael Strogoff.
-- Aber jene Schurken haben Ihre Augen zerstoert, sagte Alcide Jolivet.
-- Ich habe ja Nadia; ihre Augen sind fuer mich genug!"
Eine halbe Stunde spaeter trieb das Floss, nachdem es den kleinen Hafen
verlassen, in den Fluss hinein. Es war gegen fuenf Uhr Abends. Schon brach
die Nacht herein. Sie versprach sehr dunkel und kalt zu werden, denn die
Temperatur sank schon jetzt bis unter Null.
Wenn Alcide Jolivet und Harry Blount sich verpflichtet hatten, Michael
Strogoff's Geheimniss zu bewahren, so verliessen sie ihn doch nicht. Sie
plauderten mit leiser Stimme und durch ihre Mittheilungen erlangte der
Blinde, mit Zuhilfenahme dessen, was er schon wusste, eine vollstaendige
Vorstellung von dem thatsaechlichen Zustande der Dinge.
Es lag ausser Zweifel, dass die Tartaren Irkutsk bedraengten und die drei
Colonnen ihre Vereinigung vollzogen hatten. Hoechst wahrscheinlich standen
der Emir und Iwan Ogareff schon jetzt im Angesichte der Stadt.
Warum aber diese Eile, dorthin zu kommen, welche der Courier des Czaaren
zeigte, jetzt wo er nicht im Stande war, jenen kaiserlichen Brief dem
Grossfuersten noch zu uebergeben, den Brief, dessen Inhalt ihm nicht einmal
bekannt war? Weder Alcide Jolivet noch Harry Blount begriffen das, ebenso
wenig als frueher Nadia.
Der Vergangenheit wurde zuerst mit keinem Worte gedacht, bis Alcide
Jolivet zu Michael Strogoff folgendermassen begann:
"Wir muessen uns wohl noch entschuldigen, Ihnen bei unserer Trennung auf
dem Relais zu Ichim zum Abschiede nicht einmal die Hand geboten zu haben.
-- Nein, Sie waren ganz berechtigt, mich fuer einen Feigling zu halten!
-- Jedenfalls haben
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