Beziehungen mit den sueddeutschen
Staaten abgeschlossen sind, bilden ja ein festes Band, welches sich in
der Stunde der Gefahr gewiss bewaehren wuerde. Und gerade in Bayern, dem
maechtigsten der sueddeutschen Staaten, macht sich eine sehr entschiedene
deutsche Bewegung bemerkbar, welche von dem jungen Koenige ganz besonders
beguenstigt wird. Wir haben darueber," fuegte er mit einer etwas gedaempften
Stimme im Ton einer vertraulichen Mittheilung hinzu, "sehr befriedigende
Berichte."
"Ihre Berichte moegen befriedigend sein, mein lieber Herr Geheimrath,"
erwiderte der Bankdirector Huber, "die Wirklichkeit ist es nicht, denn
gerade in Bayern arbeitet in diesem Augenblick die ultramontane
katholische Partei mit aller Kraft daran, den Anschluss an den
Norddeutschen Bund zu verhindern und zu erschweren. Und man taeuscht sich
hier gewaltig, wenn man die Macht und Bedeutung dieser Partei gering
anschlaegt. Ich bin vor Kurzem in Muenchen gewesen und habe Gelegenheit
gehabt, das sehr genau zu beobachten, weil vermiedene Personen, mit
denen ich in Geschaeftsbeziehung stehe, gerade zu den uns feindlichen
Kreisen gehoeren. Der Koenig, es ist wahr, soll ja, wie man sagt, sehr
deutsch gesinnt sein, aber er hat auch sehr particularistische
bayerische Gefuehle, und die ultramontane Partei uebt einen grossen Einfluss
auf ihn aus, da sie ihn bei der religioesen Seite zu fassen versteht."
"Ich kann," sagte der Geheimrath Fintelmann, "kaum glauben, dass die
ultramontane Partei in Bayern im Stande sein sollte, den Zug zur
deutschen Einigkeit, welcher doch im Volke lebt, wirksam zu bekaempfen.
Ausserdem begreife ich eigentlich nicht, was sie dabei fuer ein Interesse
haben sollte, die Katholiken werden doch wahrlich in Preussen nicht
schlecht behandelt, im Gegentheil, sie stehen hier besser als in manchen
katholischen Laendern, und sie wuerden sich selbst schaden, wenn sie sich
im Gegensatz stellen wollten zu den nationalen Einigungsbestrebungen."
"Die Stellung der Katholiken," erwiderte der Bankdirector, "ist eine
vollkommen andere geworden, seitdem man in Rom an der Unfehlbarkeit des
Papstes arbeitet. Die verschiedenen Parteigaenger dieses Dogmas sprechen
es ganz offen aus, dass sie einen Kampf mit der preussischen Staatsgewalt
voraussehen und dass sie deshalb dieser protestantischen Macht gegenueber
in Bayern einen Mittelpunkt fuer den deutschen Katholicismus bilden
muessen."
"Mein Gott," sagte der Geheimrath achselzuckend, "ich glaub
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