en diese Winter des
asiatischen Russlands auch auf, wenn man bedenkt, dass sie das Quecksilber
im Thermometer nicht selten zum Gefrieren bringen (was ja erst bei
ungefaehr 42 deg. unter Null geschieht) und man eine Temperatur von -20 deg. fuer
eine ganz ertraegliche haelt.
Die Witterung beguenstigte also die Reisenden; sie war weder stuermisch noch
regnerisch, die Hitze nur maessig, die Naechte frisch. Nadia's und Michael
Strogoff's Gesundheit erhielt sich stets gut, ja seit der Abreise aus
Tomsk hatten sie fast alle frueheren Beschwerden vergessen.
Nicolaus Pigassof befand sich niemals besser als jetzt.
Ihm galt diese Reise fuer einen Spazierweg, eine angenehme Excursion, mit
der er seine freie Zeit als dienstloser Beamter ausfuellte.
"Ganz entschieden, behauptete er, ist das weit besser, als zwoelf Stunden
des Tages auf dem Stuhle am Schalter zu sitzen oder mit dem Manipulator
(der Handgriff an den Telegraphenapparaten, mit dem die elektrischen
Zeichen gegeben werden) zu arbeiten."
Inzwischen gelang es Michael Strogoff auch, Nicolaus zu vermoegen, dass er
das Pferd in etwas schnelleren Gang brachte. Um das zu erreichen, hatte er
ihm anvertraut, dass Nadia und er im Begriffe seien, ihren nach Irkutsk
verbannten Vater aufzusuchen, und dass sie grosse Eile haetten, dahin zu
kommen. Natuerlich durfte man dem Pferde nicht zu viel zumuthen, denn
wahrscheinlich traf man auf dem Wege kein anderes, um dasselbe zu
ersetzen; wurde ihm aber nach etwa je fuenfzehn Werst genuegend Ruhe
gegoennt, so konnte man in vierundzwanzig Stunden doch bequem sechzig Werst
zuruecklegen. Uebrigens war das Pferd gut bei Kraeften und schon seiner Race
nach fuer laengere Anstrengungen besonders geeignet. An reichlichem Futter
fehlte es ihm laengs der Strasse nicht, ueberall sprosste fettes, frisches
Gras fast im Ueberfluss. Also konnte man ihm ein solches Arbeitsquantum
wohl zumuthen.
Nicolaus fuegte sich diesen Gruenden. Ihm ging die Lage dieser jungen Leute,
welche sich anschickten, das Exil ihres Vaters zu theilen, herzlich nahe.
Nichts erschien ihm ruehrender. Mit zufriedenem Laecheln sagte er auch zu
Nadia:
"Himmlische Guete, wie wird sich auch Herr Korpanoff freuen, wenn seine
Augen Euch wahrnehmen, seine Arme sich zum Empfange oeffnen. Wenn ich bis
Irkutsk mitgehe, und wie die Sachen liegen, wird mir das immer
wahrscheinlicher, werdet Ihr mir gestatten, Zeuge dieses Wiedersehens zu
sein? Ja, nicht wahr?"
Dann schlug er sich
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