Nadia nahmen Platz,
und Ischim, fuer Beide eine Stadt mit so betruebender Erinnerung, verschwand
bald hinter einer Biegung der Strasse.
Auf den verschiedenen Relais, welche Michael Strogoff im Laufe des Tages
beruehrte, konnte er sich ueberzeugen, dass die Berline ihm immerfort auf dem
Wege nach Irkutsk vorausfuhr und dass der Reisende, der es offenbar ebenso
eilig hatte wie er, keinen Augenblick verlor, die Steppe zu durchjagen.
Gegen vier Uhr Abends musste, fuenfundsiebzig Werst weiter, bei der Station
Abatskaja, der Ischimfluss, einer der bedeutendsten Nebenarme des Irtysch,
ueberschritten werden.
Die Ueberfahrt war etwas schwieriger, als jene ueber den Tobol. Die
Stroemung des Ischim ist naemlich gerade an dieser Stelle eine besonders
heftige. Waehrend des sibirischen Winters sind alle diese Steppenfluesse,
welche der Frost mit mehrere Fuss dickem Eise belegt, leicht zu passiren;
ihr Bett verschwindet dann unter der ungeheuren weissen Decke, welche sich
ueber die ganze Haelfte des groessten Erdtheils lagert; im Sommer koennen sie
dagegen dem Verkehr nicht unerhebliche Schwierigkeiten bereiten.
Zwei volle Stunden gingen mit der Ueberfahrt ueber den Ischim hin, - zwei
Stunden, welche Michael Strogoff schon an sich fast zur Verzweiflung
brachten, noch viel mehr aber, als die Ruderknechte ihm sehr beunruhigende
Nachrichten von dem Tartareneinfalle mittheilten.
Diese lauteten etwa folgendermassen:
Einzelne Plaenkler von Feofar-Khan's Truppen waren schon an beiden Ufern
des unteren Ischim, in den suedlichen Landstrichen des Gouvernements
Tobolsk erschienen. Omsk war sehr bedroht. Man sprach unter der Hand von
einem Treffen zwischen den sibirischen und tartarischen Heerhaufen an der
Grenze des Gebietes der grossen Kirghisenhorde, - ein Treffen, das fuer die
auf diesem Punkte viel zu schwachen Russen nicht zum Vortheile ausgefallen
sein konnte, denn deren Truppen wandten sich zum Rueckzug, der gleichzeitig
eine allgemeine Auswanderung der in jenen Gegenden ansaessigen Bauern zur
Folge hatte. Man erzaehlte sich von haarstraeubenden Frevelthaten der
Eindringlinge, von Pluenderungen, Diebstaehlen, Brandstiftungen und
Mordthaten. Das war die gewohnte Kriegfuehrung der Tartaren. Von allen
Seiten suchte man also den Vortruppen Feofar-Khan's zu entfliehen. Bei
dieser Entvoelkerung der Flecken und Doerfer fuerchtete Michael Strogoff vor
Allem, dass es ihm an den noethigen Vorspannpferden zur Weiterreise fehlen
koenne. Er
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