lassen. Dann stieg er, zur Erleichterung des Thieres, einmal ab, drueckte
das Ohr auf den Erdboden und lauschte, ob sich der Schall von galopirenden
Pferden an der Oberflaeche der Steppe fortleitete. Hatte er nichts
Verdachterweckendes wahrgenommen, so setzte er seinen Weg wieder fort.
O, breitete sich jetzt doch die Polarnacht ueber diese weite sibirische
Ebene, diese mehrere Monate andauernde Nacht! Es waere viel leichter
gewesen, jene sicher zu durchreisen.
Am 30. Juli, gegen neun Uhr Morgens, passirte Michael Strogoff die Station
Turumoff und begab sich von hier aus nun in die Sumpfdistricte der
Barabinen-Steppe.
Auf einem Gebiete von 300 Werst Laenge konnten hier schon die natuerlichen
Hindernisse allein grosse Schwierigkeiten verursachen. Der Courier wusste
das, aber er wusste auch, dass er alle siegreich ueberwinden werde.
Die ausgedehnten, von Norden nach Sueden zwischen dem 60. und 52.
Breitengrade liegenden Barabinen-Suempfe bilden das grosse Sammelbassin
derjenigen atmosphaerischen Niederschlaege, welche weder durch den Obi noch
durch den Irtysch einen Abfluss finden. Der Boden dieser ungeheuren
Tiefebene besteht aus fast ganz undurchlaessigem Lehm, so dass das Wasser
darueber stehen bleibt und eine waehrend der warmen Jahreszeit schwer zu
passirende Gegend darstellt.
Gerade durch diesen Landstrich fuehrt aber die Strasse nach Irkutsk, mitten
durch die zahlreichen Suempfe, Teiche, Seen, deren gesundheitsgefaehrliche
Ausduenstungen bei der heissen Sommersonne den Reisenden mindestens mit
schweren Muehseligkeiten, wenn nicht gar mit tueckischer Gefahr bedrohen.
Im Winter freilich, wenn der Frost Alles, was sonst fluessig war, erstarren
liess, wenn der dichte Schnee den Boden geebnet und geglaettet, die
schaedlichen Miasmen condensirt und unter sich begraben hat, dann fliegen
die leichten Schlitten gefahrlos ueber die erhaertete Kruste der
Barabinen-Steppe. Dann durchziehen fleissig die Jaeger die wildreichen
Gruende und verfolgen die Marder, die Zobel und die kostbaren Fuechse, deren
Felle so gesucht sind. Waehrend des Sommers dagegen wird diese Sumpfgegend
kothig, bruetet gefaehrliche Krankheiten aus und ist bei einigermassen hohem
Wasserstande ueberhaupt gar nicht zu passiren.
Michael Strogoff lenkte sein Pferd quer durch einen Torfmoor, der nicht
mehr mit jenem kurzen, glatten Rasen bedeckt erschien, von welchem sich
die zahllosen sibirischen Heerden sonst fast ausschliesslich ernaehren. Hier
de
|