n, wenn auch die Sonne noch
nicht ueber dem Horizonte stand.
In einer Entfernung von etwa zwei Werst schlaengelte sich eine durch Baeume
begrenzte hellere Linie hin.
Das war der Obi, der fast im gleichen Niveau mit dem Erdboden von
Suedwesten nach Nordosten dahinfloss und als dessen Thalbett man fueglich die
ganze umgebende Steppe ansehen musste.
Wiederholt knatterten die Gewehre hinter Michael Strogoff her, ohne dass
eine Kugel ihn verletzte, und mehrmals musste auch er gegen Reiter, die ihm
zu gefaehrlich nahe kamen, von seinem Revolver Gebrauch machen. Jedesmal
rollte ein Usbeck, unter dem Wuthgeheul seiner Kameraden, schwerverwundet
in den Sand.
Trotz alledem konnte diese Hetzjagd endlich nur zum Nachtheil Michael
Strogoff's ausfallen. Sein Pferd keuchte athemlos und bis zum Tode
erschoepft, doch gelang es ihm noch, dasselbe bis an das Flussufer zu
treiben.
Die Abtheilung Usbecks befand sich jetzt kaum noch fuenfzig Schritte hinter
ihm.
Auf dem vollstaendig verlassenen Obi erblickte er weder eine Faehre, noch
ein Fahrzeug, die zum Uebersetzen ueber den Strom haetten dienen koennen.
"Jetzt Muth, mein wackres Ross! rief Michael Strogoff. Vorwaerts! Jetzt
gilt's die letzte Anstrengung!"
Er stuerzte sich in den Fluss, dessen Breite hier wohl eine halbe Werst
betragen mochte.
Gegen die rasche Stroemung war nur schwer anzukaempfen. Michael Strogoff's
Pferd konnte nirgends Fuss fassen. Ohne jeden Stuetzpunkt musste es die
brausend schnell dahinziehenden Wellen also nur durchschwimmen. Ein Wunder
von Muth gehoerte fuer Michael Strogoff dazu, diesem Wasserschwalle zu
trotzen.
Die Reiter hatten am Ufer des Stromes Halt gemacht; sie zauderten, sich
ebenfalls in denselben nachzustuerzen.
In diesem Augenblick aber ergriff der Pendja-Baschi sein Gewehr und zielte
sorgfaeltig auf den Fluechtling, der sich schon in der Mitte der Stroemung
befand. Der Schuss krachte, und toedtlich in der Flanke getroffen versank
das Pferd Michael Strogoff's unter seinem Reiter.
Noch zeitig genug befreite sich dieser aus den Steigbuegeln, eben als sein
treues Thier unter den Wellen des Flusses verschwand. Endlich gelangte er
unter fortwaehrendem Niedertauchen und nur auf Augenblicke an der
Oberflaeche Athem schoepfend trotz des nachgesendeten Kugelregens gluecklich
an das rechte Flussufer und verschwand hinter den Gebueschen, die sich laengs
des Obirandes hinzogen.
Siebenzehntes Capitel.
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