die ueberfallenen Provinzen hinaus zu gelangen.
Waehrend dieses Abends und der Nacht vom 2. zum 3. August verhielt sich
Michael Strogoff also in seinem Gasthause am Eingange des Staedtchens,
einem wenig besuchten Gasthause ohne zudringliche und neugierige Gaeste.
Von Ermuedung uebermannt, legte er sich zwar bald, aber doch nicht eher
nieder, als bis er wusste, dass es seinem Pferde an nichts fehle; trotzdem
vermochte er nur einen haeufig unterbrochenen Schlummer zu finden. Zu viele
Erinnerungen, zu viele Sorgen fuer die Zukunft regten sich in ihm. Die
Bilder seiner betagten Mutter und seiner schutzlos verlassenen, muthigen,
jungen Gefaehrtin zogen abwechselnd vor seinem Geiste auf oder verschmolzen
in ihm wohl auch zu einem einzigen sorgenden Gedanken.
Dann erinnerte er sich wieder seiner Sendung, an deren Ausfuehrung ein Eid
ihn band. Was er seit seinem Aufbruche von Moskau selbst gesehen, liess ihn
immer mehr die Wichtigkeit derselben erkennen. Fielen dann seine Blicke
einmal auf den mit dem kaiserlichen Siegel verschlossenen Brief, diesen
Brief, der ohne Zweifel das Heilmittel gegen so zahllose Uebel des von
einem wilden, blutigen Kriege zerrissenen Landes enthielt, - dann
bemaechtigte sich Michael Strogoff's fast unbesiegbares Verlangen, sofort
wieder durch die Steppe weiter zu jagen, mit der Hast eines Vogels die
Strecke zu ueberfliegen, die ihn noch von Irkutsk trennte, ein Adler zu
sein, um alle Hindernisse ueberwinden zu koennen, ein Orkan, um mit der
Schnelligkeit von hundert Werst die Stunde ueber der Erde dahin zu rasen
und endlich vor den Grossfuersten zu treten und ihm zuzurufen: "Kaiserliche
Hoheit, von Seiner Majestaet dem Czaaren!"
Am andern Morgen um sechs Uhr frueh ritt Michael Strogoff wieder mit der
Absicht weiter, an diesem Tage die 84 Werst (= 89 Kilometer) von Kamsk bis
Ubinsk zurueckzulegen. Jenseit eines Kreises von etwa 20 Werst fand er ganz
die sumpfige Barabinen-Steppe wieder, welche hier kein Ableitungsgraben
mehr trocken legte, so dass der Erdboden manchmal einen Fuss hoch unter
Wasser stand. Dann war die Strasse nur schwierig zu erkennen, aber er legte
diesen Wegtheil, Dank seiner umsichtigen Aufmerksamkeit, doch ohne Unfall
zurueck.
In Ubinsk angelangt liess Michael Strogoff sein Pferd die ganze Nacht ueber
rasten, denn er wollte am folgenden Tag die 100 Werst betragende
Entfernung zwischen Ubinsk und Ikulskoe durchmessen. Er brach also mit der
Morgenroethe auf, aber leider gestal
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