bekannt gewesen. Kamsk schien in Folge seiner
besonders guenstigen Lage der uebrigen sibirischen Welt in der That nicht
anzugehoeren und gaenzlich ausserhalb der ernsten Ereignisse zu stehen, die
jene erschuetterten.
Uebrigens zeigte sich Michael Strogoff moeglichst wenig oder gar nicht. Ihm
genuegte es nicht, jedes Aufsehen zu vermeiden, er wuenschte ueberhaupt gar
nicht gesehen zu werden. Die Erfahrungen der juengsten Vergangenheit
verdoppelten seine Vorsicht in der Gegenwart wie fuer die Zukunft. So hielt
er sich denn ganz zurueckgezogen, trug gar kein Verlangen, die wenigen
Strassen des Staedtchens zu durchlaufen, und wollte das Gasthaus, in dem er
abgestiegen war, ueberhaupt nicht verlassen.
In Kamsk haette Michael Strogoff wohl einen Wagen kaufen und das Reitpferd,
welches ihn von Omsk bis hierher getragen, durch ein bequemeres
Befoerderungsmittel ersetzen koennen. Nach reiflicher Ueberlegung sagte er
sich aber, dass das Einhandeln eines Tarantass doch die Aufmerksamkeit mehr,
als ihm lieb war, auf ihn lenken musste, und da er die von den Tartaren
besetzte Linie noch nicht ueberschritten hatte, eine Linie, welche etwa mit
dem Irtyschstrome abschnitt, so wollte er es nicht wagen, irgend welchen
Verdacht zu erwecken.
Um uebrigens diese Barabinen-Steppe zu durcheilen, durch diese
Sumpfniederung zu fliehen, im Fall ihn eine directere Gefahr bedrohen
sollte, um den zu seiner Verfolgung entsendeten Reitern einen Vorsprung
abzugewinnen, um sich im Nothfall auch durch das dichteste Binsenmeer
hindurchzuschlagen, war ein Pferd offenbar mehr werth, als ein Wagen.
Spaeter, vielleicht jenseit Tomsk oder gar hinter Krasnojarsk, hoffte
Michael Strogoff in irgend einer bedeutenderen Stadt Sibiriens passendere
Gelegenheit zu finden, sich mehr Bequemlichkeit zu verschaffen.
Sein jetziges Reitpferd aber gegen ein anderes umzutauschen, dieser
Gedanke kam ihm gar nicht in den Sinn. Er hatte sich an dieses ausdauernde
Thier schon gewoehnt; er wusste, was er von ihm verlangen konnte. Als er es
in Omsk erkaufte, hatte er eine glueckliche Hand gehabt, und dankbar pries
er noch immer jenen Mujik, der ihn dort zu dem betreffenden Posthalter
fuehrte. Doch nicht nur Michael Strogoff fuehlte eine gewisse Anhaenglichkeit
seinem Pferde gegenueber, auch dieses schien sich allgemach an die
Strapazen einer solchen Parforce-Reise zu gewoehnen, und wenn ihm nur je
einige Stunden Ruhe gegoennt wurden, konnte sein Reiter wohl hoffen, bis
ueber
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