ers sein? - er vermochte sich darueber keine
Rechenschaft zu geben. Als er die Augen oeffnete, bemerkte er ueber sich ein
baertiges, aber freundliches Gesicht, auf dem ein theilnehmendes Laecheln
spielte. Schon wollte er fragen, wo er sich befinde, als der besorgte
Mujik ihm zuvorkam:
"Sprich nicht, Vaeterchen, sprich nicht! Du bist noch zu schwach. Ich werde
Dir sagen, wo Du bist, und erzaehlen, was sich zugetragen hat, seitdem ich
Dich in mein Haeuschen schaffte."
Der redliche Landmann erzaehlte hierauf den Verlauf des kurzen Kampfes,
dessen Augenzeuge er zufaellig geworden, den Angriff der Tartarenboote, die
Pluenderung des Tarantass, die Ermordung der Faehrleute ...
Doch darauf hoerte Michael Strogoff kaum, er fuhr mit der Hand unter seine
Kleidung und fuehlte den kaiserlichen Brief noch immer unversehrt auf
seiner Brust.
Er athmete auf, noch war er indess nicht jeder Sorge ledig.
"Mich begleitete ein junges Maedchen, sagte er.
-- Sie wurde nicht getoedtet! antwortete der Mujik, der die Unruhe zu
beschwichtigen suchte, die aus den Augen seines Pflegebefohlenen
leuchtete. In einer Barke haben sie jene entfuehrt, als sie den Irtysch
weiter stromab ruderten! Sie ist jetzt eine Gefangene mehr, welche man mit
ihren Leidensgefaehrtinnen nach Tomsk schleppt!"
Michael Strogoff konnte keine Sylbe erwidern, er presste seine Hand auf's
Herz, um dessen stuermisches Klopfen zu bewaeltigen.
Und doch, trotz aller Pruefungen, beherrschte nur ein Gefuehl seine ganze
Seele, das Gefuehl seiner heiligen Pflicht.
"Wo bin ich? fragte er.
-- Auf dem rechten Ufer des Irtysch und nur fuenf Werst von Omsk entfernt,
antwortete ihm der Mujik.
-- Was fuer eine Wunde empfing ich damals, dass sie mich so lange
besinnungslos machen konnte? Vielleicht einen Flintenschuss?
-- Nein, einen jetzt vernarbten Lanzenstich am Kopfe, erwiderte der Mujik.
Nach einigen Tagen der Ruhe, Vaeterchen, wirst Du, denk' ich, Deinen Weg
fortsetzen koennen. Du warst in's Wasser gestuerzt. Die Tartaren haben Dich
weder beruehrt noch gepluendert; auch Deine Boerse steckt noch in Deiner
Tasche."
Michael Strogoff reichte dem ehrlichen Bauer die Hand. Dann richtete er
sich mit einer ploetzlichen Anstrengung auf und fragte:
"Wie lange liege ich schon in Deinem Hause, guter Freund?
-- Seit drei Tagen.
-- Drei ganze Tage verloren!
-- Drei Tage, waehrend der Du bewusstlos dalagst.
-- Kannst Du mir ein Pferd verkaufen?
-- Du willst weit
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