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MARIE. Besaesse Herr Questenberg von Deinem Talente Ueberzeugung, beseelte
ihn der Wunsch, etwas Gutes aus Dir zu erziehen, so haett' er schon fuer
Dich gesorgt. In seiner Macht steht viel, sein Ansehen ist gross. Wohl
kostete es ihm ein Woertlein nur und die Regierung oder der Koenig naehme
Dich in Schutz. Du wuerdest auf oeffentliche Kosten in den Akademieen
ausgebildet, nach allen beruehmten Werkstaetten der Industrie geschickt
und nach ueberstandener Pruefung in einem Etablissement des Staates
untergebracht. . . Wohin strebst Du hier in Deiner Ohnmacht? Allein auf
Dich selbst gestellt, ohne Huelfsquellen, ohne Unterweisung, ohne Rath
treibt Dich ein hohler Duenkel durch eine oede Wueste unaussprechbarer
Qual--Albert, Albert, das gelobte Land ist weit, Du wirst sterben ohne
es von ferne zu sehen.
ALBERT. Du kennst weder meine Kraft, meinen Willen, noch Herrn
Questenberg. Glaube mir, er unterstuetzt mich aufrichtig--
MARIE. Etwa in dem Sinne, dass Du vom Hochmuthsteufel Dich selber kuriren
sollest--
ALBERT. Niemand kann mich tiefer verachten, Du verneinst den Glauben an
meinen Beruf! 's ist das einzige Band, welches mit der Gottheit mich
verbindet, welches mir sagt, dass ich ein hoeheres Wesen bin als das
beschraenkte Thier.
MARIE. So schwaermt Klaus.
ALBERT. O, Du fuehlst die Flamme nicht, die mir im Busen brennt.
MARIE. Albert, lass' Dich von der Stimme des Guten leiten. Liebe den
Webestuhl, doch arbeite, statt fuer die Vervollkommnung seines
Mechanismus, fuer die Erhoehung Deines Lohnes! Du wurdest nicht zum
Techniker geboren.--Sieh, unser Nachbar trat mit Dir zu gleicher Zeit in
die Fabrik ein. Wie ueberfluegelte er Dich! Du stehst noch immer auf der
untersten Stufe und kannst Dir selber kaum helfen, waehrend er bereits
Dreien hilft, und mit zufriedenem Herzen. Welche gluecklichere Thaetigkeit
begehrt der Bescheidene? Wer nach Kleinem strebt, wird des Grossen
Herr . . . Schwoere den Wahn ab!--Kannst du noch zweifeln?
ALBERT. Hoere auf davon.
MARIE. Ich will Dich weder mit List noch Gewalt an mich
fesseln!--Erfahre was meine Mutter beschloss: Du sollst unser Haus
raeumen; die Umstaende gebieten's!--Keine entsetzte Miene! Zittre nicht!
Schnuere das Buendel, schleiche Dich heimlich weg!--Es dauert nicht lange
und die Gewohnheit an mich schwaecht sich in Dir ab.--Schon morgen wird
ein Hoffnungsschimmer den Schmerz Deiner Seele brechen; Du wirst das
Truggebilde der Freiheit begruessen als Erloeser
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