Glaube an--an--ich weiss nicht woran!
FRAU ZIEMENS. Aus der Seele mir gesprochen.
VATER ZIEMENS (zu Marie). Erhebe Dich mein Kind.
FRAU ZIEMENS. Wer die Welt mit Deinen Augen sieht, muss unsrer echt
katholischen Kirche sich zu Fuessen legen.
ALBERT. Sie ist die einzige Bruecke zum verlornen Paradies.
FRAU ZIEMENS. Traun, ich halte Dich beim Wort.
ALBERT (ihre Hand schuettelnd). Was thu' ich nicht um meines Engels
Frieden!
VATER ZIEMENS. Willst Du mit Deinem Vater in die Huette?
ALBERT. Weilt! auch dort ras't der Orkan; Ihr findet keinen stillern
Platz fuer sie als hier, an meiner Brust!--Ich beschwoere Euch, weilt!
MARIE. Fasse--halte--leite mich, Vater . . .
ALBERT. Geht Dir der Athem aus auf halbem Wege?!--Die Bagatelle, Vater,
welche Euch erzuernt, bleibt in unserm und in Questenberg's Interesse den
Lauschern fremd.--Wovor deswegen Anstand nehmen?!--Marie, kannst Du fuer
ein Fantom, das Deine kranken Nerven spannt, den einz'gen Freund
verachten, welchen die Natur, das Schicksal Dir gesandt!
Vierte Scene.
FRAU ZIEMENS. ALBERT.
FRAU ZIEMENS. Begieb Dich, Albert.--Gewalt stuermt nicht die Schranken
ihres Herzens.
ALBERT. Memme! Memme!
FRAU ZIEMENS. Geduld, mein theurer Freund.
ALBERT. Ehrt sie die Tugend mit Verdammniss!----Oder denkst Du, ich bin
ein Sclav' des Elends, nahm das schnoede Geschenk ohne Bewusstsein von
Verdienst? Auf zu Questenberg, Memme; dort hoer', welch' christlich Werk
den Bettelstolz der plumpen Welt durch mich erhoeht?!
FRAU ZIEMENS. Begieb Dich. (Die Scene verdunkelt sich etwas.)
ALBERT. Wo ist sie?--fort--sie ist fort?!--Ihr war's moeglich--sie
konnte--Ich allein! grausam ueberliefert, ueberlassen der Hoelle?!--Das
endet nimmer gut, bleichsichtige Giftmischerin--(Ein Messer ziehend.)
Teufel und Engel tauschen ihre Masken--die sanftmuethige Taube wird zur
Hyaene . . .
FRAU ZIEMENS. Wohin Albert?
ALBERT. Ihr die Schande kuerzen!
FRAU ZIEMENS. Huelfe! Huelfe! Weh, mein Kind!
ALBERT (nachdem er sich losgerungen und bis an die Thuere des Hauses
geeilt, oeffnet sich dieselbe ploetzlich und in weissem Gewande tritt ihm
Marie entgegen). Gott--
MARIE (feierlich). Hier hast Du mein Herz.
ALBERT (laesst zurueckschaudernd das Messer fallen). Gott--entfloh'st Du
meiner Brust! . .
MARIE. Albert, Albert, jede That hat ihr Gericht! (verschwindet.)
FRAU ZIEMENS. Besinne Dich, guter Sohn. (Sie stuetzt ihn, und er steht
geschloss'nen Auges von Schmer
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