lft mir----Du bist auf
alles vorbereitet--hier, lies den verhaengnissvollen Brief.----
FRAU ZIEMENS.--Mir dunkelt's vor den Augen.
MARIE. Albert erhielt die Stellung eines Werkmeisters um--um meiner Ehre
Preis!----Keinen Laut truebseligen Jammers; entscheide kurz, wodurch mein
Verbrechen zu suehnen.
FRAU ZIEMENS. Ich lasse den Himmel walten.
MARIE. Uebe Gerechtigkeit, dass Du Antheil am Himmel hast, er ist die
Liebe des Guten.
FRAU ZIEMENS. Du richtetest Dich selber schon--
MARIE (schnell einfallend). Ohne Ziel meiner Schuld--Ich bedarf einer
Autoritaet!
FRAU ZIEMENS. Die findest Du im Schooss der Kirche.
MARIE (mit stuermischer Leidenschaft). Mutter, Mutter, niemandem vertrau'
ich mehr als Dir! Nur Du, nur Du verstehst mein Herz, schaust die
labyrintischen Faeden meines Schicksals, fuehlst was mich in's Verderben
trieb und kannst allein--
FRAU ZIEMENS. Du verlorst den Glauben an des Priesters erloesende Macht?
MARIE (zaertlich). Weil ich Dich lieben und schaetzen lernte als meinen
obersten Wohlthaeter.
FRAU ZIEMENS. Lehnst Dich auf gegen unsere urheiligsten Satzungen!
MARIE (bitter). Sie helfen mir so wenig als dem Blinden--die Brille.
FRAU ZIEMENS. Herr mein Gott!--Nun erst begreif' ich, wie tief Du
sankst----Um die letzte Stuetze der Noth brachte sie der Jugend
vernunftlose Leidenschaft! Kein Sakrament, keine Messe, kein Spruch
geweihter Priester erbaut sie mehr!
MARIE. Nur Thaten versoehnen, was das Herz verschuldet, Thaten, denen des
Schoepfers Lob vernehmbar toent: Friede sei mit Dir, Du bist
gerettet!--Gieb mir eine Religion, o Mutter, die Entschluesse fassen
lehrt, einen Priester, der rathet, zeitliches Elend, der Zukunft Fluch
vom Haupte abwenden, einen Freund, dessen persoenliche Wuerde mich
ungetheilt erfuellt, der mich erschuettert durch seiner Gruende
Aufrichtigkeit, erhebt und fortreisst durch den Zauber seines
Beispiels!--Ach, ich irrte in eine Wueste der Finsterniss, und
verschmacht' im dunklen Drang nach Entscheidung! Dem stolzen Adler
aehnlich, der, gelaehmten Fittich's im Staube sich windend, vergebens die
Hoehe erschaut, wo seine Heimath ist, lieg' ich zu Deinen Fuessen! Schuetze
mich!--Sogleich erscheint Albert, o Mutter, willens in's Joch, das die
Schwaeche der Menschheit, unsere Schmach, ihm aufbuerdet, sclavisch sich
zu fuegen--Muss ich ihm folgen?
FRAU ZIEMENS. Raethselhafte Kranke, unbegreifliche Schwaermerin.
MARIE. Muss ich--?
FRAU ZIEMENS. Was waere Dei
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