ENS. Armer Albert! aber 's ist meine Schuld, dass es jetzt so
kommt, 's ist meine Schuld!
ALBERT. Inwiefern?
VATER ZIEMENS. Verzeih' mir, ich bin ein alter schwacher Mann--verzeih'!
oh, oh!
ALBERT. Nun, was wollen Sie denn damit?--Soll ich etwa gleich das Buendel
schnueren?
VATER ZIEMENS. Sei nicht aufbrausend, mein lieber Sohn . . .
ALBERT. Wetterwendische Welt! Wenn Dir die Weile zu lang wird, brichst
Du den Stab erbarmungslos! . . Was? Drei Jahre schon vertaendelt, noch
immer kein Meister? 's ist ein Traeumer, Faullenzer, Lump! . . . Ha!
VATER ZIEMENS (feierlich aufstehend). Mein Sohn, das Talent des Armen
muss noch brache liegen, wie der Acker einer wuesten Insel und Disteln
zeugen, geiles Unkraut, statt suesser Frucht und edlen Saamen. Hier in der
erstorbenen Brust wird er geboren erst, der grosse Held, der es erloesen
soll!--Ach, auch ich verfolgte ehemals Deine Spur! Da stand vor der
Thuere draussen ein alter Lindenbaum, der Urgrossahn meines Vaters hatte
ihn gepflanzt. Ein boeses Wetter zieht herauf und bricht ihm seinen
morschen Fuss. Ich, ein Juengling schon von vier und zwanzig Jahren, komme
heim von Arbeit und seh's! Erlebtest nie, dass sich erfuellte, was man
unter dir getraeumt; dein stolzes Dach beschattete des Lebens Kummer nur,
des Lebens Trauer: ich will ein Bildniss fertigen aus deinem Holz, durch
das die Menschen sich erinnern moegen und mit gutem Vorsatz staerken.
Gesprochen, gethan! Es gelang mir wunderbar und zeugt von meinem hoeheren
Beruf! Wohl sahst Du's schon manchesmal, wenn innige Andacht Deinen
Blick nach Oben lenkte; dort in unserer Kirche haengte, ueber der
Altarnische am schwarzen Kreuz, das Haupt mit Dornen gekroent und
sterbend gesenkt! . .
ALBERT (Nach einer Pause).--Der Verzagte erlebt des Erloesers
Auferstehung nie! (Er sucht seine Sachen.)
VATER ZIEMENS (geruehrt, mit leiser Stimme). So lassen wir Gott walten,
edler Juengling! Du bleibst bei Deinem alten Freunde bis zur kuenftigen
Scheidestunde--hoerst Du?
ALBERT. Ich darf nicht; Marie kuendigte mir; 's ist Euer wohlgepruefter
Wille, dass ich geh'.
VATER ZIEMENS. Mein Herz widerruft was Schwaeche ihm eingab!
ALBERT. Die Vernunft war's, seine Staerke!
VATER ZIEMENS. Kraenkten wir Deinen Stolz? O vergieb!
ALBERT. Schwacher Alter, Sie erschweren mir den Abschied!
VATER ZIEMENS. Bleib! Sei Erbe dieser duerftigen Huette! In ihr ruht die
Hoffnung manches Jahrhunderts! 's ist ein vergrabener Schatz.
ALBER
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