Gericht zu sitzen. Und das ist doch kein
richtiges Verhaeltnis, Grete. Sie intriguieren fortwaehrend gegen uns, und
der alte Schwaeger traegt die Neuigkeiten von Haus zu Haus, nach
Breckendorf, nach Falsterhof und nach Elsterhausen. Insofern waere es
allerdings, um einmal den Fall ernstlich ins Auge zu fassen, gar nicht
vom Uebel, wenn die Eltern fort zoegen. Streckwitz's Besitz koennten sie ja
pachten. Papa scheint sehr davon eingenommen zu sein."
Tankred hatte bei den letzten Saetzen, die ihm durch die Gelegenheit
aufgedraengt waren, Grete genau beobachtet. Er wollte wenigstens wieder
ein Samenkorn legen. Nicht nur im Zorn sollte sie den Gedanken einer
Trennung von den Eltern fassen, sondern sich nach und nach daran
gewoehnen.
Dass sie ernsthaft den Fall noch gar nicht ins Auge gefasst hatte, ergab
sich jetzt.
"Mama wuerde, glaube ich, sterben, wenn sie von Holzwerder fort muesste,
Tankred. Ich muss gestehen, dass auch ich ihre Anwesenheit sehr entbehren
wuerde. Du lieber Himmel! Man zankt sich einmal! Wo kommt nicht so etwas
vor! Aber eine wirkliche Trennung? Nein, ich meine, den Gedanken wollen
wir vorlaeufig wenigstens gar nicht fassen. Und dann--und dann--" die
Frau erroetete leicht--"wenn ich demnaechst in der Krankenstube liege,
wuerde ich ihre Abwesenheit doppelt empfinden--"
Das letztere leuchtete Tankred ein. Die Krankenwaerterin beim Wochenbett
fortsenden, hiess nicht weise handeln. Ja, Grete dachte immer noch weiter
als er! Sie war ausserordentlich umsichtig und behielt stets ihren
Vorteil im Auge!
Waehrend dem Manne solche Gedanken ueber seine Frau aufstiegen, ward
geklopft, und Peter erschien, um eine Meldung zu machen.
Das Gespraech ward dadurch unterbrochen, und jeder ging seinen Geschaeften
nach.
Am Mittag desselben Tages fuhr Herr von Streckwitz auf Falsterhof vor.
Er hatte bei seinem letzten Besuch mit Theonie von einer kleinen in
seinem Besitz befindlichen Marmorgruppe, Venus und Amor, gesprochen, und
als sie ihr lebhaftes Interesse daran ausgedrueckt, um die Erlaubnis
gebeten, sie ihr verehren zu duerfen. Er suche, wie er bei der
Ueberreichung hervorhob, nach einem Anlass, sich ein wenig fuer die vielen
Liebenswuerdigkeiten erkenntlich zu zeigen, die er auf Falsterhof
empfangen habe. Sie moege ihm die Bitte nicht abschlagen, ihr die Gruppe
ueberreichen zu duerfen.
Nach verlegenem Dank und nach weiterem Wortaustausch sagte Theonie, die
sich mit Streckwitz im Gartenzimmer niedergel
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