m zweiten Fruehstueck sass,
erkundigte er sich, ob die oben etwas von sich haetten hoeren lassen.
"Nein! Sie werden auch nicht zu Tisch kommen, wenn ich nicht hinaufgehe.
Ich kenne Mama--" entgegnete Grete.
"Und Du willst hinaufgehen?"
"Nein, aber ich habe mir gedacht, dass ich, wenn sie heut mittag auf das
Klingelzeichen nicht erscheinen, Peter nach oben schicke und fragen
lasse, ob die Herrschaften nicht zu Tisch kommen wollen."
"Und wenn sie nicht kommen?"
"Dann werde ich wohl hinaufgehen und gute Worte geben muessen. Ich habe
ja nur erreichen wollen, dass Mama sich nicht ferner in meine
Angelegenheiten mischt. Jetzt wird alles--verlasse Dich darauf--eine
laengere Weile nach Wunsch gehen."
Bei den letzten Worten glitt ein Laecheln ueber Gretes Gesicht. Es
belehrte Tankred, dass seine Frau den gestern stattgefundenen Zwist nicht
so ernst genommen hatte, wie er selbst, und das enttaeuschte ihn
zunaechst. Aber da er es sich zum Gesetz gemacht hatte, vor allen Dingen
mit ihr zusammen zu halten, niemals ohne ihre Zustimmung etwas Wichtiges
zu unternehmen und sich ihre Ansichten nach Moeglichkeit anzueignen, so
nahm auch er einen leichten Ton an und sagte:
"Du hast recht. Fassen wir die Sache von gestern nicht anders auf, als
ein die Luft reinigendes Gewitter. Und so wie Du es Dir ausgedacht, ist
es auch gut. Wir schicken, wenn sie nicht kommen, hinauf, als sei
nichts passiert, und begegnen ihnen mit alter Unbefangenheit. Uebrigens
hast Du gehoert? Sie haben sich ja mal wieder einen Teppich aus Hamburg
kommen lassen. Ich sah's heut morgen auf dem Frachtbrief, als das Packet
gebracht ward. Ist doch wirklich ein Wahnsinn, nun wieder fuer eine ganz
ueberfluessige Sache so viel Geld auszugeben!"
"Papa behauptet, es sei in seinem Zimmer so fusskalt, dass er es nicht
aushalten koenne," schaltete Grete ein. Sie gab diesmal kein Urteil ab,
war ueberhaupt zurueckhaltender ueber "die oben" als gestern.
"Ja eben, er hat jeden Tag ein neues Beduerfnis. Hypochondrische Leute,
die nichts zu thun haben, kommen auf tausend ueberfluessige Geschichten.
Da faellt mir ein: es scheint ja wahrhaftig etwas zwischen Streckwitz und
Theonie zu werden. Frau von Buelow behauptete, sie seien sogar schon
verlobt. Wir muessen Hederich fragen. Uebrigens moechte ich wohl wissen, ob
der gestern noch bei ihnen oben gewesen ist. Die Sache ist klar. Er
wollte keine Handschuhe abgeben, sondern sie wollten nur zusammen
hocken, um ueber uns zu
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