"Ich glaube, Du hast vollkommen Unrecht," erwiderte der Baron von
Rantow, indem er sich ein wenig emporrichtete und zu seinem Freunde
hinueberneigte. "Das Geld ist die Macht, welche heut zu Tage die Welt
beherrscht, ebenso wie es frueher die koerperliche Ueberlegenheit in den
ritterlichen Uebungen war. Wenn der Adel seine Stellung behaupten will,
so muss er jene herrschende Gewalt unserer Zeit in seine Haende bringen.
Sieh die grosse Aristokratie von England an. Wodurch ist sie auf der Hoehe
geblieben? Nur dadurch, dass sie es immer verstanden hat, ihren Besitz
nicht nur zu erhalten, sondern den steigenden Anforderungen der Zeit
gemaess fortwaehrend zu vergroessern. Sieh, wie in Oesterreich der Adel an
seiner schlechten Naturalwirtschaft zu Grunde geht. Du wirst mir
zugeben, dass auf die Dauer keine Familie sich auf der Hoehe ihrer
Stellung ohne die Grundlage eines den Zeitbeduerfnissen entsprechenden
Besitzes zu erhalten im Stande ist."
Wieder schuettelte der Oberstlieutenant bedenklich den Kopf.
"Der Besitz ist eine schoene Sache," sagte er, "aber er macht doch nicht
allein die dauernde und feste Grundlage des Adels aus. Ich moechte fast
der Meinung sein, dass die Armuth noch eher die ritterlichen Gesinnungen
erhaelt, als der Reichthum,--wie denn auch die alten geistlichen Orden
zur Erhaltung des ritterlichen Sinnes das Geluebde der Armuth ablegen
mussten."
"Das sie aber zuletzt sehr wenig hielten," sagte der Baron von Rantow
laechelnd. Dann fuegte er hinzu. "Die geistlichen Herren hatten keine
Kinder, fuer die sie sorgen mussten.--Du hast mir vorhin gesagt, ich haette
nur einen Sohn und er haette fuer sein Leben genug an dem, was ich
besitze. Das ist ganz recht, aber mein Sohn kann mehrere Nachkommen
haben. Und ich moechte doch gern," fuhr er fort, mit einem gewissen Stolz
den Kopf emporrichtend, "dass auch spaeter Jeder, der den Namen Rantow
fuehrt, einen diesem Namen entsprechenden materiellen Besitz habe. Wenn
ich nun sehe, dass durch eine geschickte Capitalassociation mein Besitz
sich vier- bis fuenfmal vergroessern kann, sollte ich da unthaetig bleiben,
ruhig in alter Weise fortwirthschaften und damit meinen Nachkommen
entziehen, was ich ihnen zu schaffen mich fast fuer verpflichtet halten
muss?"
"Wir werden uns nicht darueber verstaendigen," sagte der Oberstlieutenant.
"Ich meinerseits," sprach er bestimmt und energisch, "wuerde mich niemals
mit dieser industriellen Welt in Verbindung setzen."
Das Ges
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