m Waldsaume
hingingen, fiel uns ein ungeheurer, siebzig Fuss hoher, mit veraesteten
Dornen bedeckter Baum auf. Die Indianer nennen ihn _barba de tigre_. Es
ist vielleicht ein Baum aus der Familie der Berberideen oder Sauerdorne.
Die Indianer hatten unsere Feuer dicht am Wasser angezuendet; da fanden wir
wieder, dass sein Glanz die Krokodile herlockte, und sogar die Delphine
(Toninas), deren Laerm uns nicht schlafen liess, bis man das Feuer
ausloeschte. Wir wurden in dieser Nacht zweimal auf die Beine gebracht, was
ich nur anfuehre, weil es ein paar Zuege zum Bilde dieser Wildniss liefert.
Ein weiblicher Jaguar kam unserem Nachtlager nahe, um sein Junges am
Strome trinken zu lassen. Die Indianer verjagten ihn; aber noch geraume
Zeit hoerten wir das Geschrei des Jungen, das wie das Miauen einer jungen
Katze klang. Bald darauf wurde unsere grosse Dogge von ungeheuern
Fledermaeusen, die um unsere Haengematten flattevten, vorne an der Schnauze
gebissen, oder, wie die Eingeborenen sagen, *gestochen*. Sie hatten lange
Schwaenze wie die Molossen; ich glaube aber, dass es Phyllostomen waren,
deren mit Warzen besetzte Zunge ein Saugorgan ist, das sie bedeutend
verlaengern koennen. Die Wunde war ganz klein und rund. Der Hund heulte
klaeglich, sobald er den Biss fuehlte, aber nicht aus Schmerz, sondern weil
er ueber die Fledermaeuse, als sie unter unsern Haengematten hervorkamen,
erschrak. Dergleichen Faelle sind weit seltener, als man im Lande selbst
glaubt. Obgleich wir in Laendern, wo die Vampyre und aehnliche
Fledermausarten so haeufig sind, so manche Nacht unter freiem Himmel
geschlafen haben, sind wir doch nie von ihnen gebissen worden. Ueberdem
ist der *Stich* keineswegs gefaehrlich und der Schmerz meist so
unbedeutend, dass man erst aufwacht, wenn die Fledermaus sich bereits
davongemacht hat.
Am 4. April. Diess war unser letzter Tag auf dem Apure. Der Pflanzenwuchs
an den Ufern wurde immer einfoermiger. Seit einigen Tagen, besonders seit
der Mission Arichuna, fingen wir an arg von den Insekten gequaelt zu
werden, die sich uns auf Gesicht und Haende setzten. Es waren keine
*Moskitos*, die den Habitus kleiner Muecken von der Gattung _Simulium_
haben,(7) sondern *Zancudos*, aechte Schnacken, aber von unserem _Culex
pipiens_ ganz verschieden. Sie kommen erst nach Sonnenuntergang zum
Vorschein; ihr Saugruessel ist so lang, dass, wenn sie sich an die
Unterseite der Haengematte setzen, ihr Stachel durch die Haengematte und die
di
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