iten Stromthaeler faellt es den
Reisenden nicht schwer, Beschwerden zu ertragen, die zur Gewohnheit
werden. Wenn ich mich hier auf diese Kleinigkeiten eingelassen habe,
geschah es nur, um die Schifffahrt auf dem Orinoco zu schildern und
begreiflich zu machen, dass Bonpland und ich auf diesem Stueck unserer Reise
beim besten Willen lange nicht alle die Beobachtungen machen konnten, zu
denen uns die an wissenschaftlicher Ausbeute so reiche Naturumgebung
aufforderte.
Unsere Indianer zeigten uns am rechten Ufer den Ort, wo frueher die ums
Jahr 1733 von den Jesuiten gegruendete Mission Pararuma gestanden. Eine
Pockenepidemie, die unter den Salivas-Indianern grosse Verheerungen
anrichtete, war der Hauptgrund, warum die Mission einging. Die wenigen
Einwohner, welche die schreckliche Seuche ueberlebten, wurden im Dorfe
Carichana aufgenommen, das wir bald besuchen werden. Hier bei Pararuma war
es, wo, nach Pater Nomans Aussage, gegen die Mitte des vorigen
Jahrhunderts bei einem starken Gewitter Hagel fiel. Diess ist so ziemlich
der einzige Fall, der meines Wissens in einer fast im Niveau des Meeres
liegenden Niederung vorgekommen; denn im Allgemeinen hagelt es unter den
Tropen nur in mehr als 300 Toisen Meereshoehe [S. Band II Seite 156].
Bildet sich der Hagel in derselben Hoehe ueber Niederungen und Hochebenen,
so muss man annehmen, er schmelze bei seinem Durchgang durch die untersten
Luftschichten (zwischen 0 und 300 Toisen), deren mittlere Temperatur 27 deg.,5
und 24 deg. betraegt. Ich gestehe indessen, dass es beim jetzigen Stande der
Meteorologie sehr schwer zu erklaeren ist, warum es in Philadelphia, Rom
und Montpellier in den heissesten Monaten mit einer mittleren Temperatur
von 25 bis 26 deg. hagelt, waehrend in Cumana, Guayra und ueberhaupt in den
Niederungen in der Naehe des Aequators die Erscheinung nicht vorkommt. In
den Vereinigten Staaten und im suedlichen Europa (unter dem 40--43. Grad
der Breite) ist die Temperatur auf den Niederungen im Sommer ungefaehr eben
so hoch als unter den Tropen. Auch die Waermeabnahme ist nach meinen
Untersuchungen nur wenig verschieden. Ruehrt nun der Umstand, dass in der
heissen Zone kein Hagel faellt, davon her, dass die Hagelkoerner beim
Durchgang durch die untern Luftschichten schmelzen, so muss man annehmen,
dass die Koerner im Moment der Bildung in der gemaessigten Zone groesser sind
als in der heissen. Wir kennen die Bedingungen, unter denen in unserem
Klima das Wasser in einer
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