mit denen frueher die Weiber in Europa die Weisse ihrer
Haut zu heben meinten. Am uebrigen Koerper waren die Guahibos nicht bemalt.
Mehrere hatten einen Bart; sie schienen stolz darauf, fassten uns am Kinn
und gaben uns durch Zeichen zu verstehen, sie seyen wie wir. Sie sind
meist ziemlich schlank gewachsen. Auch hier, wie bei den Salivas und
Macos, fiel mir wieder auf, wie wenig Aehnlichkeit die Indianer am Orinoco
in der Gesichtsbildung mit einander haben. Ihr Blick ist duester,
truebselig, aber weder streng noch wild. Sie haben keinen Begriff von den
christlichen Religionsgebraeuchen (der Missionaer von Carichana liest in San
Borja nur drei- oder viermal im Jahr Messe); dennoch benahmen sie sich in
der Kirche durchaus anstaendig. Die Indianer lieben es, sich ein Ansehen zu
geben; gerne dulden sie eine Weile Zwang und Unterwuerfigkeit aller Art,
wenn sie nur wissen, dass man auf sie sieht. Bei der Communion machten sie
einander Zeichen, dass jetzt der Priester den Kelch zum Munde fuehren werde.
Diese Geberde ausgenommen, sassen sie da, ohne sich zu ruehren, voellig
theilnahmlos.
Die Theilnahme, mit der wir die armen Wilden betrachtet hatten, war
vielleicht Schuld daran, dass die Mission einging. Einige derselben, die
lieber umherzogen als das Land bauten, beredeten die andern, wieder auf
die Ebenen am Meta zu ziehen; sie sagten ihnen, die Weissen wuerden wieder
nach San Borja kommen und sie dann in ihren Canoes fortschleppen und in
Angostura als _'Poitos'_, als Sklaven verkaufen. Die Guahibos warteten,
bis sie hoerten, dass wir vom Rio Negro ueber den Cassiquiare zurueckkamen,
und als sie erfuhren, dass wir beim ersten grossen Katarakt, bei Apures,
angelangt seyen, liefen alle davon in die Savanen westlich vom Orinoco. Am
selben Platz und unter demselben Namen hatten schon die Jesuiten eine
Mission gegruendet. Kein Stamm ist schwerer sesshaft zu machen als die
Guahibos. Lieber leben sie von faulen Fischen, Tausendfuessen und Wuermern,
als dass sie ein kleines Stueck Land bebauen. Die andern Indianer sagen
daher spruechwoertlich: "Ein Guahibo isst Alles auf der Erde und unter der
Erde."
Kommt man auf dem Orinoco weiter nach Sueden, so nimmt die Hitze keineswegs
zu, sondern wird im Gegentheil ertraeglicher. Die Lufttemperatur war bei
Tag 26--27 deg.,5 [20 deg.,18--22 deg. R], bei Nacht 23 deg.,7 [19 deg.6 R]. Das Wasser des
Stroms behielt seine gewoehnliche Temperatur von 27 deg.,7 [22 deg.,2 R]. Aber
trotz der Abnahm
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