vierzig Jahre flossen hin,
Seit ich dies Heimatland verlassen,
Um in der Fremde Fuss zu fassen
Und dem ertraeumten Gluecke nach
Den halben Erdkreis zu durchstreifen;
Es laesst sich also gut begreifen,
Dass nie mein Bruder von mir sprach.
Nun aber endlich heimgekehrt
Und trostlos, weil an seinem Herd
Ich ihn lebendig nicht mehr finde,
Den sehnsuchtsvoll ich suchte--nun
Will wenigstens ich seinem Kinde,
Was ich vermag, zuliebe tun."
Zu Aladdin gewandt hierbei,
Begann er freundlich ihn zu fragen,
In welchem Handwerk er beschlagen
Und welcher Zunft beflissen sei.
Der Bursche schwieg verlegen still;
Die Mutter aber sprach betruebt:
"Kein Handwerk hat er je geuebt,
Weil er durchaus nichts lernen will.
Da hilft kein Warnen und kein Schelten;
Ich glaube wahrlich, dass noch selten
Es einen solchen Faulpelz gab.
Er bringt mich an den Bettelstab,
Und naechstens weis' ich ihm die Tuere.
Sein Vater wuerde sich im Grab
Umdrehn, wenn er davon erfuehre."
Der Fremdling mahnte drauf den Jungen
In mildem, vaeterlichem Ton:
"Das ist nicht wohlgetan, mein Sohn;
Doch treibt man etwas nur gezwungen,
Dann wird es einem leicht vergaellt.
Berufe gibt es viel auf Erden;
Du musst nicht grad ein Schneider werden,
Und wenn kein Handwerk dir gefaellt,
So will ich gerne mich verpflichten,
Im feinsten staedtischen Bazare
Dir einen Laden einzurichten
Mit Linnenzeug, mit Seidenware,
Kostbaren Teppichen und Stoffen,
Sodass Gewinn und neuer Kauf
Dir Wohlstand bringt. Gesteh' mir offen:
Wie nimmst du diesen Vorschlag auf?"
Der Schlingel, ohne lang' zu schwanken,
Erklaerte schmunzelnd sich bereit;
Die Mutter schwamm in Seligkeit,
Hiess ihn sich tausendmal bedanken
Und zweifelte nicht laenger dran,
Der unbekannte Biedermann,
Der gleich ein ganzes Warenlager
Dem Sohn zu schenken sich erbot,
Sei niemand anders als ihr Schwager.
Am naechsten Tag ums Morgenrot
Erschien der neue Oheim wieder,
Nahm seinen lieben Neffen mit,
Ging ihm zur Seite Schritt fuer Schritt
In den Bazaren auf und nieder,
hielt an vor einem Kleiderstand
Und bat ihn, aus dem dichten Schwalle
Sich auszusuchen ein Gewand,
Das ihm besonders gut gefalle.
Freigebig kauft' er ihm dazu
Noch Turban, Guertel, Struempfe, Schuh',
Bis von dem Scheitel zu den Zehen
Er einem jungen Prinzen glich.
"Du sollst nun alle Tage mich
Begleiten beim Spazierengehen,"
Sprach sein Beschuetzer grossmutvoll;
"Denn freien Blick und Welterfahrung
Braucht, wer ein Kaufmann werden soll.
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