; zudem gibt es unter unsern
Schoenen fuenfzig Wunder gegen eine Virtuosin; die Frau wollte rein und
verstaendlich uebersetzen; sie hatte sehr recht.
Den Beschluss dieses Abends machte "Die stumme Schoenheit", von Schlegeln.
Schlegel hatte dieses kleine Stueck fuer das neuerrichtete Kopenhagensche
Theater geschrieben, um auf demselben in einer daenischen Uebersetzung
aufgefuehret zu werden. Die Sitten darin sind daher auch wirklich
daenischer, als deutsch. Demohngeachtet ist es unstreitig unser bestes
komisches Original, das in Versen geschrieben ist. Schlegel hatte ueberall
eine ebenso fliessende als zierliche Versifikation, und es war ein Glueck
fuer seine Nachfolger, dass er seine groessern Komoedien nicht auch in Versen
schrieb. Er haette ihnen leicht das Publikum verwoehnen koennen, und so
wuerden sie nicht allein seine Lehre, sondern auch sein Beispiel wider
sich gehabt haben. Er hatte sich ehedem der gereimten Komoedie sehr
lebhaft angenommen; und je gluecklicher er die Schwierigkeiten derselben
ueberstiegen haette, desto unwiderleglicher wuerden seine Gruende geschienen
haben. Doch, als er selbst Hand an das Werk legte, fand er ohne Zweifel,
wie unsaegliche Muehe es koste, nur einen Teil derselben zu uebersteigen,
und wie wenig das Vergnuegen, welches aus diesen ueberstiegenen
Schwierigkeiten entstehet, fuer die Menge kleiner Schoenheiten, die man
ihnen aufopfern muesse, schadlos halte. Die Franzosen waren ehedem so
ekel, dass man ihnen die prosaischen Stuecke des Moliere, nach seinem Tode,
in Verse bringen musste; und noch itzt hoeren sie ein prosaisches Lustspiel
als ein Ding an, das ein jeder von ihnen machen koenne. Den Englaender
hingegen wuerde eine gereimte Komoedie aus dem Theater jagen. Nur die
Deutschen sind auch hierin, soll ich sagen billiger, oder gleichgueltiger?
Sie nehmen an, was ihnen der Dichter vorsetzt. Was waere es auch, wenn sie
itzt schon waehlen und ausmustern wollten?
Die Rolle der stummen Schoene hat ihre Bedenklichkeiten. Eine stumme
Schoene, sagt man, ist nicht notwendig eine dumme, und die Schauspielerin
hat unrecht, die eine alberne plumpe Dirne daraus macht. Aber Schlegels
stumme Schoenheit ist allerdings dumm zugleich; denn dass sie nichts
spricht, koemmt daher, weil sie nichts denkt. Das Feine dabei wuerde also
dieses sein, dass man sie ueberall, wo sie, um artig zu scheinen, denken
muesste, unartig machte, dabei aber ihr alle die Artigkeiten liesse, die
bloss mechanisch sind
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