der Schlacht bei Speyern einem
Regimente, dass es keinen Pardon geben sollte. Ein deutscher Offizier bat
darum, und der Franzose, den er darum bat, antwortete: 'Bitten Sie, mein
Herr, was Sie wollen, nur das Leben nicht; damit kann ich unmoeglich
dienen!' Diese Naivetaet ging sogleich von Mund zu Munde; man lachte und
metzelte. Wie viel eher wird nicht in der Komoedie das Lachen auf ruehrende
Empfindungen folgen koennen? Bewegt uns nicht Alkmene? Macht uns nicht
Sosias zu lachen? Welche elende und eitle Arbeit, wider die Erfahrung
streiten zu wollen."
Sehr wohl! Aber streitet nicht auch der Herr von Voltaire wider die
Erfahrung, wenn er die ganz ernsthafte Komoedie fuer eine ebenso
fehlerhafte als langweilige Gattung erklaeret? Vielleicht damals, als
er es schrieb, noch nicht. Damals war noch keine "Cenie", noch kein
"Hausvater" vorhanden; und vieles muss das Genie erst wirklich machen,
wenn wir es fuer moeglich erkennen sollen.
----Fussnote
[1] "De Officiis", Lib. I. Cap. 33.
----Fussnote
Zweiundzwanzigstes Stueck
Den 14. Julius 1767
Den achtundzwanzigsten Abend (dienstags, den 2. Junius) ward der "Advokat
Patelin" wiederholt, und mit der "Kranken Frau" des Herrn Gellert
beschlossen.
Ohnstreitig ist unter allen unsern komischen Schriftstellern Herr Gellert
derjenige, dessen Stuecke das meiste urspruenglich Deutsche haben. Es sind
wahre Familiengemaelde, in denen man sogleich zu Hause ist; jeder
Zuschauer glaubt, einen Vetter, einen Schwager, ein Muehmchen aus seiner
eigenen Verwandtschaft darin zu erkennen. Sie beweisen zugleich, dass es
an Originalnarren bei uns gar nicht mangelt, und dass nur die Augen ein
wenig selten sind, denen sie sich in ihrem wahren Lichte zeigen. Unsere
Torheiten sind bemerkbarer, als bemerkt; im gemeinen Leben sehen wir ueber
viele aus Gutherzigkeit hinweg; und in der Nachahmung haben sich unsere
Virtuosen an eine allzu flache Manier gewoehnet. Sie machen sie aehnlich,
aber nicht hervorspringend. Sie treffen; aber da sie ihren Gegenstand
nicht vorteilhaft genug zu beleuchten gewusst, so mangelt dem Bilde die
Rundung, das Koerperliche; wir sehen nur immer eine Seite, an der wir uns
bald satt gesehen, und deren allzu schneidende Aussenlinien uns gleich
an die Taeuschung erinnern, wenn wir in Gedanken um die uebrigen Seiten
herumgehen wollen. Die Narren sind in der ganzen Welt platt und frostig
und ekel; wann sie belustigen sollen, muss ihnen der Dichter etwas von
dem S
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