. Ihre Bildung, ihre
Stimme, ihre bescheidene Aktion liessen es nicht anders erwarten; und mich
duenkt, unser Vergnuegen hat dabei nichts verloren. Denn wenn notwendig
eine die andere verfinstert, wenn es kaum anders sein kann, als dass nicht
die Koenigin unter der Liebhaberin, oder diese unter jener leiden sollte:
so, glaube ich, ist es zutraeglicher, wenn eher etwas von dem Stolze und
der Koenigin, als von der Liebhaberin und der Zaertlichkeit verloren geht.
Es ist nicht bloss eigensinniger Geschmack, wenn ich so urteile; noch
weniger ist es meine Absicht, einem Frauenzimmer ein Kompliment damit zu
machen, die noch immer eine Meisterin in ihrer Kunst sein wuerde, wenn ihr
diese Rolle auch gar nicht gelungen waere. Ich weiss einem Kuenstler, er sei
von meinem oder dem andern Geschlechte, nur eine einzige Schmeichelei zu
machen; und diese besteht darin, dass ich annehme, er sei von aller eiteln
Empfindlichkeit entfernt, die Kunst gehe bei ihm ueber alles, er hoere gern
frei und laut ueber sich urteilen, und wolle sich lieber auch dann und
wann falsch, als seltner beurteilet wissen. Wer diese Schmeichelei nicht
versteht, bei dem erkenne ich mich gar bald irre, und er ist es nicht
wert, dass wir ihn studieren. Der wahre Virtuose glaubt es nicht einmal,
dass wir seine Vollkommenheit einsehen und empfinden, wenn wir auch noch
so viel Geschrei davon machen, ehe er nicht merkt, dass wir auch Augen und
Gefuehl fuer seine Schwaeche haben. Er spottet bei sich ueber jede
uneingeschraenkte Bewunderung, und nur das Lob desjenigen kitzelt ihn, von
dem er weiss, dass er auch das Herz hat, ihn zu tadeln.
Ich wollte sagen, dass sich Gruende anfuehren lassen, warum es besser ist,
wenn die Aktrice mehr die zaertliche als die stolze Elisabeth ausdrueckt.
Stolz muss sie sein, das ist ausgemacht: und dass sie es ist, das hoeren
wir. Die Frage ist nur, ob sie zaertlicher als stolz, oder stolzer als
zaertlich scheinen soll; ob man, wenn man unter zwei Aktricen zu waehlen
haette, lieber die zur Elisabeth nehmen sollte, welche die beleidigte
Koenigin, mit allem drohenden Ernste, mit allen Schrecken der raecherischen
Majestaet, auszudruecken vermoechte, oder die, welche die eifersuechtige
Liebhaberin, mit allen kraenkenden Empfindungen der verschmaehten Liebe,
mit aller Bereitwilligkeit, dem teuern Frevler zu vergeben, mit aller
Beaengstigung ueber seine Hartnaeckigkeit, mit allem Jammer ueber seinen
Verlust, angemessener waere? Und ich sage: d
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