uns traegt":--so braucht er nicht erst
lange zu sagen, wer er ist. "Es ist widersinnig, das naemliche Individuum
alle Tage in einem andern Stuecke erscheinen zu sehen." Man muss ihn als
kein Individuum, sondern als eine ganze Gattung betrachten; es ist nicht
Harlekin, der heute im "Timon", morgen im "Falken", uebermorgen in den
"Falschen Vertraulichkeiten", wie ein wahrer Hans in allen Gassen,
vorkoemmt; sondern es sind Harlekine; die Gattung leidet tausend
Varietaeten; der im "Timon" ist nicht der im "Falken"; jener lebte in
Griechenland, dieser in Frankreich; nur weil ihr Charakter einerlei
Hauptzuege hat, hat man ihnen einerlei Namen gelassen. Warum wollen wir
ekler, in unsere Vergnuegungen waehliger und gegen kahle Vernuenfteleien
nachgebender sein, als--ich will nicht sagen, die Franzosen und Italiener
sind--sondern, als selbst die Roemer und Griechen waren? War ihr Parasit
etwas anders, als der Harlekin? Hatte er nicht auch seine eigene,
besondere Tracht, in der er in einem Stuecke ueber dem andern vorkam?
Hatten die Griechen nicht ein eigenes Drama, in das jederzeit Satyri
eingeflochten werden mussten, sie mochten sich nun in die Geschichte des
Stuecks schicken oder nicht?
Harlekin hat, vor einigen Jahren, seine Sache vor dem Richterstuhle der
wahren Kritik, mit ebenso vieler Laune als Gruendlichkeit, verteidiget.
Ich empfehle die Abhandlung des Herrn Moeser ueber das Groteske-Komische
allen meinen Lesern, die sie noch nicht kennen; die sie kennen, deren
Stimme habe ich schon. Es wird darin beilaeufig von einem gewissen
Schriftsteller gesagt, dass er Einsicht genug besitze, dermaleins der
Lobredner des Harlekins zu werden. Itzt ist er es geworden! wird man
denken. Aber nein; er ist es immer gewesen. Den Einwurf, den ihm Herr
Moeser wider den Harlekin in den Mund legt, kann er sich nie gemacht, ja
nicht einmal gedacht zu haben erinnern.
Ausser dem Harlekin koemmt in den "Falschen Vertraulichkeiten" noch ein
anderer Bedienter vor, der die ganze Intrige fuehret. Beide wurden sehr
wohl gespielt; und unser Theater hat ueberhaupt an den Herren Hensel und
Merschy ein paar Akteurs, die man zu den Bedientenrollen kaum besser
verlangen kann.
Den zweiundzwanzigsten Abend (donnerstags, den 21. Mai) ward die
"Zelmire" des Herrn Du Belloy aufgefuehret.
Der Name Du Belloy kann niemanden unbekannt sein, der in der neuern
franzoesischen Literatur nicht ganz ein Fremdling ist. Des Verfassers der
"Belagerung von Calais"! We
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