erauf fand sie keine Antwort, wie sehr[28.4] sie
auch nachdachte. --
Einige Zeit darauf ritt der schoene Juengling wieder den Berg empor; ihn
reizte die Neugier, zu sehen, wer in der gewaltigen Burg wohne, deren
Mauern aus lauter Felsbloecken bestanden.
Er war ein Koenigssohn und hiess Porfirie[28.5] und war nicht[28.6]
gewohnt, etwas nicht zu koennen; seiner stuermischen Natur war jede
Schwierigkeit willkommen. Wenn man ihm vom Heiraten sprach, sagte er, er
wolle seine Braut einem[29.1] Drachen entreissen oder von einem Felsen
pfluecken, nur nicht so ganz gemuetlich Freiwerber schicken und eine
gewoehnliche Hochzeit machen.
Alba war gerade damit[29.2] beschaeftigt sich zu schmuecken, als
Zeitvertreib, nachdem sie den[29.3] ganzen Morgen Gold gehaspelt. Sie
hatte Haende und Gesicht gebadet, das lange Haar mit dem Elfenbeinkamm
gekaemmt, um die Stirn eine doppelte Perlenreihe gelegt, in welche sie
seitwaerts eine Alpenrose[29.4] steckte. Ihr Gewand war weiss, mit
goldenem Guertel, darueber kam[29.5] ein gruener Samtmantel, der mit
Perlenketten von einer Schulter zur andern befestigt war. Um das
schneeweisse Haelschen legte sie Smaragden, so gross wie Taubeneier, ein
Geschenk der Bergmaennlein, und dann betrachtete sie sich im Spiegel, in
dem sie aber nicht sehen konnte, wie ihr goldenes Haar schimmernd auf
dem gruenen Samt lag. Nein, sie musste wirklich schlecht sehen,[29.6] oder
der Spiegel war schlecht; denn jetzt schlug sie sich ins Gesicht und
rief: "Wie haesslich bin ich! Nein, wie haesslich! Darum versteckt mich die
Mutter vor allen Menschen, und giebt mir schoene Kleider und Juwelen, wie
einer Koenigin, um zu vergessen, wie haesslich ich bin!"
In dem[29.7] Augenblick erklangen Hufe auf den Felsen und mit
entsetzensstarren Augen erblickte sie den schoenen Fremden, dem es den
Hals kosten sollte,[29.8] wenn er wieder auf der Burg erschiene. Er
musste gewarnt werden, um jeden Preis. Wie eine Gemse flog sie bergab,
mit wehendem Mantel und flatternden Haaren,[30.1] in denen sich[30.2]
die Sonnenstrahlen zu fangen schienen.
Der junge Koenig sah sie ueber die Felsen daherfliegen, als[30.3] beruehrte
ihr Fuss die Steine nicht, und hielt sein Pferd an in staunender
Bewunderung. Er fragte sich, welch' Koenigskind, welche Bergfee ihm da
entgegenfloege, und nun winkte sie mit beiden Armen und rief atemlos:
"Zurueck! zurueck! Komm' nicht hier herauf! Es waere Dein Tod!"
"Und waere es mein Tod," rief er, "so wuerde i
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