was Ihr Euch nur[44.4] von Grausamkeit und Bosheit denken koennt, und
dann ist das alles noch lammfromm gegen[45.1] des Drachenfuersten
Gesicht.
Er grinste und leckte sich die Lippen, als ihm Bujor erzaehlte, er wolle
ihm eine Stelle zeigen, die ganz unbewacht sei, und an der er leicht den
Berg erstuermen koenne.
"Wenn Du mich aber irre fuehrst," sprach der Fuerst, "so wirst Du so
sterben, dass der Tod Dir als suesses Labsal erscheinen wird."
"So geschehe[45.2] mir," sprach Bujor ernst und bat um einen Trunk
Wasser.
Die Nacht brach dunkel und sternlos herein, da rueckten die Feinde zum
Tschachlau heran, in schweigsamen Scharen; die Hufe der Pferde hatten
sie mit Heu umwickelt, damit sie keinen Laerm machen konnten. Bujor ging
zwischen zwei Reitern, die aus ihren Augenschlitzen ihn unverwandt
anschielten. Er ging sehr langsam, damit moeglichst viele dicht am Berge
seien, bevor er das Zeichen gab; er wusste die Stelle genau, wo der
Bucium versteckt war, und mit klopfendem Herzen ging er voran: Wenn es
ihm nicht gelang, sein Horn an die Lippen zu setzen, ohne dass[45.3] die
Drachen es merkten, was dann? --
Er sah ihre schwarzen Scharen sich dichter und dichter um ihn draengen;
jetzt begannen sie zu steigen, und hier lag der Bucium.
Bujor nahm ihn fest in die Hand, sah sich noch einmal unter den Feinden
um, machte das Kreuz und blies aus aller Kraft. In dem Augenblick wurden
ihm saemtliche Zaehne eingeschlagen und eine Schlinge um seinen Hals
gezogen. Ehe er aber das Bewusstsein verlor, sah er den Berg sich bewegen
und hoerte ein Droehnen, als wenn der Erdenschoss sich aufthaete, dann ein
Angstgeheul ringsum, und dann lag er begraben, inmitten von tausenden
von Feinden. Die Rumaenen aber stuermten zu Thal, ueber Schutt und Erde und
Leichen von Menschen und Pferden fort; es ward ein solches Gemetzel, dass
man noch Jahre nachher nichts als Schaedel und Gliedmassen fand, wie
Maiskoerner geschichtet. Die Feinde wichen zurueck, und die Rumaenen
bahnten sich[46.1] den Weg in die Berge, wo sie geborgen waren; die
Drachen gaben es endlich auf, sie zu verfolgen, und jagten in andere
Laender davon, sie[46.2] zu verheeren.
Bujor war aber nicht tot; ein Stein hatte ihn gedeckt, anstatt[46.3] ihn
zu zerschmettern, so dass die nachstuerzende Erde leichter auf ihm
geschichtet lag und ihm etwas Luft gewaehrte.
Nach mehreren Stunden kam er zu[46.4] sich und spuerte die Schlinge an
seinem Halse; als er sie losmachen wollte
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