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Es mochte um neun Uhr morgens sein, als Wilhelm Alt in kostbarer
Kleidung, jedoch in einer Erregung im Keutschachpalast erschien, welche
das Misstrauen des dienstgetreuen Thuerhueters sogleich wachrief. Zwar
kannte der Mann Herrn Wilhelm Alt von Angesicht und wusste, dass Alt der
reiche, wohlangesehene Kaufherr ist; jedoch dessen Aufregung, das
totenblasse, uebernaechtige Gesicht, machte den Thuerhueter stutzig, ebenso
das verfruehte Erscheinen, und veranlasste den Mann, Herrn Alt aufmerksam
zu machen, dass die Anmeldung erst um die zehnte Stunde im Wartezimmer
erfolgen koenne.
Alt erwiderte barsch: "Seine Weisheit brauch' ich nicht! Zu wichtig,
dringlich ist, was mit dem Fuersten ich zu reden habe! Meld' er mich
augenblicklich beim Kaemmerling vom Dienst!"
"Oho! Ihr moeget Euren Lehrbuben und Kaufjungen befehlen, hier gilt des
gnaedigen Fuersten und Erzbischof Willen allein! Ihr habt mir gar nichts
zu befehlen! Auch mach' ich Euch aufmerksam auf Reglement und
Dienstordnung, so hier angeschrieben steht! Kann leicht sein, dass wir
befinden, Ihr seiet bei Hof in das Wartzimmer nit einzubringen!"
"Die Knochen hau' ich Ihm entzwei fuer seine Unverschaemtheit! Das fehlte
noch fuerwahr, um dem Fass den Boden vollends auszuschlagen! Die
Wirtschaft hier die schreit fuerwahr zum Himmel, und schlimmer kann es
kaum mehr werden!"
Vom Laerm angelockt, trat der Kaemmerling vom Dienst aus dem Gemach und
der Anblick des zornigen Kaufherrn machte den Hoefling stutzen.
Alt rief: "Meldet mich sogleich beim Erzbischof! Mein Anliegen vertraegt
keine Verzoegerung! Bei Gott, ich rate zur Eile!"
"Gemach, Herr Alt, und bedenkt: Ihr seid bei Hof, im Hause eines
regierenden Fuersten!"
"Ein netter Fuerst, in dessen Hauptstadt der Menschenraub blueht,
schlimmer denn wie im welschen Reich!"
Der Kaemmerer hielt es geraten, den Kaufherrn zur Beschwichtigung in das
Wartezimmer zu geleiten, und in der Stube angelangt, bat er um stilles
Verhalten, bis die Meldung beim Fuersten erfolgt sein wuerde. "In welchem
Betreff soll ich Euch melden?" "Sagt nur: ein Vater, dem die Tochter
schaendlich geraubt geworden, will fragen, ob des Fuersten Arm zur Suehne
stark und lang genug sei!"
Kopfschuettelnd verfuegte sich der Kaemmerer vom Dienst in die inneren
Apartements.
Wolf Dietrich durchmass in Erregung sein Arbeitsgemach mit eiligen
Schritten und unmutig ob der Stoerung rief er dem Kaemmerling zu: "Was
soll es? Ich wuensche allein zu
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