Bruch mit Bayern vermieden. Nun aber lagen
vertrauliche Mitteilungen aus Rom im erzbischoeflichen Palais vor, die
keinen Zweifel darueber liessen, dass Bayern den Erzbischof wegen seines
Verhaeltnisses zu Salome als auch wegen seiner laessigen Haltung dem
Protestantismus gegenueber beim Vatikan denunziert hat, ja dass Wolf
Dietrich wegen seiner Gesinnung direkt verdaechtigt worden sei. Da des
weiteren auf Sixtus V. der wankelmuetige Klemens VIII. Papst geworden,
konnte Wolf Dietrich sich bei gruendlicher Wuerdigung der Verhaeltnisse in
Rom nicht verhehlen, dass die Aussichten fuer das Kardinalat sehr schlecht
genannt werden mussten.
Wolf Dietrich bruetete in seinem Arbeitszimmer ueber diesen geheimen
Briefen und bemuehte sich, einen ihn selbst befriedigenden Ausweg zu
finden. Mit dem Kanzler mochte er diese Angelegenheiten so wenig
besprechen wie mit Lamberg, welch' letzterem einzugestehen, dass der rote
Hut so gut wie verloren sei, dem Fuersten zu peinlich erschien. Dennoch
empfand Wolf Dietrich das Beduerfnis, die Lage mit einer klugen, kuehl
erwaegenden Person zu eroertern, im Gefuehle, dass sein eigener Kopf zu
hitzig, sein Gemuet zu rasch erzuernt sei. Ein Gedanke galt Salome, dem
klugen, schoenen Weibe, doch draengte der Fuerst diesen Gedanken wieder
zurueck. Die Lage ist doch zu verwickelt, als dass ein Weiberkopf den
Ausweg finden sollte, den der im collegium germanicum geschulte Fuerst
nicht erkluegeln kann. Aber hat Wolf Dietrich nicht schon so manche
Angelegenheit insgeheim mit Salome besprochen? Und hatte Salome nicht
immer, trotz des Mangels jeglicher politischer und diplomatischer
Schulung, das Richtige geraten, feiner empfunden, schlauer erdacht,
besser als es die geriebensten Hofraete haetten bemeistern koennen? Wenn
Wolf Dietrich aber seine Salome diesmal einweiht und gesteht, dass die
Hoffnung auf das Kardinalat hinfaellig geworden, wird Salome nicht die
Konsequenzen zu ziehen gewillt sein, und draengen, dass nun jede Ruecksicht
auf Rom fallen gelassen werde?
"Sei's drum! Ich brauche Salomes klugen Rat!" fluesterte der Fuerst und
liess bitten, es moege die Fuerstin sich guetigst zu ihm ins Arbeitszimmer
bemuehen.
Und Salome erschien rascher, als dies der lebhafte Gebieter geglaubt,
anmutig, mit dem bezaubernden Laecheln inniger Hingebung auf den Lippen,
doch mit fragenden Augen.
Als die Pagen, welche die Fuerstin begleitet hatten, sich zurueckgezogen,
richtete Salome, an der Seite des Fuersten
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