lian zauderte; es hatte doch etwas Missliches, den Erzbischof,
einen vornehmen Reichsstand und hohen geistlichen Wuerdentraeger verfolgen
und verhaften zu lassen. Es widerrieten auch die Hofraete des Herzogs
einer solchen Massregel. Da aber die Gesandten Namens des Kapitels
erklaerten, dass im Erzstift nicht frueher Ruhe werde bis nicht Wolf
Dietrich definitiv abgesetzt und gefangen sei, so gab der Herzog am 25.
Oktober den Befehl zur Verfolgung des Erzbischofs durch 100 Reiter unter
dem Befehl des Rittmeisters Hercelles, der noch in der Nacht ins Gebirg
aufbrach und hinter dem Fluechtling einherjagte.
Tags darauf ritt Herzog Max, vom Kapitular Freyberg und Licentiat Gruber
begleitet, gefolgt von 200 Reitern und 1000 Mann Pikenieren und
Schuetzen, in Salzburg ein.
Scheu hielten sich die Buerger in den Haeusern, der Pluenderung gewaertig.
Doch zum freudigen Erstaunen liess der Herzog auf dem Marktplatz halten
und durch den Profossen verkuenden: "Wenn sich ein Knecht ungebuehrlich
halten wuerde oder bei eines Pfennig Wert entwendet, soll der Profoss
Macht und Gewalt haben, Hand anzulegen und solchen Uebelthaeter an den
lichten Galgen zu henken."
Und sogleich begannen Zimmerleute aus der bayerischen Heeresmacht an
der Pfeifergasse und an anderen Orten Galgengerueste aufschlagen.
Dann ritt Maximilian freudigen Herzens, einen Sieg errungen zu haben,
ohne jedes Opfer, zur Residenz, wo ihn der Domdechant mit den
Kapitularen feierlich empfing und als Geschenk einen "schoenen
Schreibkasten" anbot, den Wolf Dietrich dem Koenig Mathias zur Hochzeit
bestimmt hatte und der tausend Gulden gekostet hatte.
Ein Festmahl schloss sich dem feierlichen Empfang an, und waehrend
desselben erklaerte der Herzog, dass er sich nur als Protector urbis
betrachte und sich nicht in die Landesregierung des Erzstiftes einmengen
wolle. Inmitten dieses glaenzenden Mahles, das allerdings nur durch die
grossen Anstrengungen in Zufuhr von Lebensmitteln aus benachbarten
Staedten und Doerfern ermoeglicht werden konnte und wofuer das Kapitel keine
Kosten scheute, traf erschoepft und wund geritten zu allseitigem
Erstaunen der Untermarschall Perger mit einem neuen Schreiben des
geflohenen Erzbischofes ein, mittels dessen Perger zur Abgabe von
Erklaerungen legitimiert erschien.
Um eine Stoerung der Versammlung zu vermeiden, wollte der Dechant den
Vizemarschall erst am naechsten Tage vornehmen, allein der Herzog hatte
von dessen Ankunft bereits gehoert
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