, gleiche in allem deiner
vortrefflichen Urgrossmutter, der seligen Burgemeisterin von Bremenfeld.
Diese wuerdige Frau war durch Sittsamkeit die Ehre ihres Geschlechts
und durch Verstand die Stuetze ihres Gemahls. Betrachte dieses Bild
jeden Tag, jede Stunde, ahme sie nach und werde verehrungswuerdig wie
sie! (Karoline sieht das Bild an und lacht.) Was lachst du, meine
Tochter?
Karoline.
Ich will meiner Urgrossmutter gern in allem Guten folgen, wenn ich mich
nur nicht anziehen soll wie sie. Ha, ha, ha! Sehn Sie nur, so oft ich
das Bild ansehe, muss ich lachen, ob ich es gleich alle Tage vor Augen
habe, ha, ha, ha! Sehn Sie nur das Haeubchen, dass wie
Fledermausfluegel vom Kopf los steht.
Breme.
Nun, nun! Zu ihrer Zeit lachte niemand darueber, und wer weiss, wer
ueber euch kuenftig lacht, wenn er euch gemalt sieht; denn ihr seid sehr
selten angezogen und aufgeputzt, dass ich sagen moechte, ob du gleich
meine huebsche Tochter bist: Sie gefaellt mir! Gleiche dieser
vortrefflichen Frau an Tugenden und kleide dich mit besserm Geschmack,
so hab' ich nichts dagegen, vorausgesetzt, dass, wie sie sagen, der
gute Geschmack nicht teurer ist als der schlechte. Uebrigens daecht'
ich, du gingst zu Bette; denn es ist spaet.
Karoline.
Wollen Sie nicht noch Kaffee trinken? Das Wasser siedet, er ist
gleich gemacht.
Breme.
Setze nur alles zurechte, schuette den gemahlenen Kaffee in die Kanne,
das heisse Wasser will ich selbst darueber giessen.
Karoline.
Gute Nacht, mein Vater! (Geht ab.)
Breme.
Schlaf wohl, mein Kind.
Fuenfter Auftritt
Breme allein.
Dass auch das Unglueck just diese Nacht geschehen musste! Ich hatte
alles klueglich eingerichtet, meine Einteilung der Zeit als ein echter
Praktikus gemacht. Bis gegen Mitternacht hatten wir zusammen
geschwatzt, da war alles ruhig; nachher wollte ich meine Tasse Kaffee
trinken, meine bestellten Freunde sollten kommen zu der
geheimnisvollen Ueberlegung. Nun hat's der Henker! Alles ist in
Unruhe. Sie wachen im Schloss, dem Kinde Umschlaege aufzulegen. Wer
weiss, wo sich der Baron herumdrueckt, um meiner Tochter aufzupassen.
Beim Amtmann seh' ich Licht, bei dem verwuenschten Kerl, den ich am
meisten scheue. Wenn wir entdeckt werden, so kann der groesste,
schoenste, erhabenste Gedanke, der auf mein ganzes Vaterland Einfluss
haben soll, in der Geburt erstickt werden. (Er geht ans Fenster.) Ich
hoere jemand kommen; die Wuerfel sind geworfen, wir muessen nun die
Steine s
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