Rechtssache,
die mir Verdruss macht, und von der ich nicht einmal den Vorteil fuer
meine Nachkommen einsehe.
Amtmann.
Euer Exzellenz erlauben, dass ich darin der entgegen gesetzten Meinung
sein darf. Ein Prozess ist eine so reizende Sache, dass, wenn ich
reich waere, ich eher einige kaufen wuerde, um nicht ganz ohne dieses
Vergnuegen zu leben. (Amtmann tritt ab.)
Graefin.
Es scheint, dass er seine Lust an unsern Besitztuemern buessen will.
Dritter Auftritt
Graefin. Magister.
Magister.
Darf ich fragen, gnaedige Graefin, wie sie sich befinden?
Graefin.
Wie Sie denken koennen, nach der Alteration, die mich bei meinem
Eintritt ueberfiel.
Magister.
Es tat mir herzlich Leid; doch, hoff' ich, soll es von keinen Folgen
sein. Ueberhaupt aber kann Ihnen schwerlich der Aufenthalt hier so
bald angenehm werden, wenn Sie ihn mit dem vergleichen, den Sie vor
kurzem genossen haben.
Graefin.
Es hat auch grosse Reize, wieder zu Hause bei den Seinigen zu wohnen.
Magister.
Wie oftmals hab' ich Sie um das Glueck beneidet, gegenwaertig zu sein,
als die groessten Handlungen geschahen, die je die Welt gesehen hat,
Zeuge zu sein des seligen Taumels, der eine grosse Nation in dem
Augenblick ergriff, als sie sich zum ersten Mal frei und von den
Ketten entbunden fuehlte, die sie so lange getragen hatte, dass diese
schwere fremde Last gleichsam ein Glied ihres elenden, kranken Koerpers
geworden.
Graefin.
Ich habe wunderbare Begebenheiten gesehen, aber wenig Erfreuliches.
Magister.
Wenngleich nicht fuer die Sinne, doch fuer den Geist. Wer aus grossen
Absichten fehl greift, handelt immer lobenswuerdiger, als wer dasjenige
tut, was nur kleinen Absichten gemaess ist. Man kann auf dem rechten
Wege irren und auf dem falschen recht gehen-- --
Vierter Auftritt
Die Vorigen. Luise.
(Durch die Ankunft dieses vorzueglichen Frauenzimmers wird die
Lebhaftigkeit des Gespraechs erst gemildert und sodann die Unterredung
von dem Gegenstande gaenzlich abgelenkt. Der Magister, der nun weiter
kein Interesse findet, entfernt sich, und das Gespraech unter den
beiden Frauenzimmern setzt sich fort, wie folgt.)
Graefin.
Was macht mein Sohn? Ich war eben im Begriff, zu ihm zu gehen.
Luise.
Er schlaeft recht ruhig, und ich hoffe, er wird bald wieder
herumspringen und in kurzer Zeit keine Spur der Beschaedigung mehr
uebrig sein.
Graefin.
Das Wetter ist gar zu uebel, sonst ging' ich in den Garten. Ich bin
recht neugierig, z
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