Komme ich dereinst dazu, mein Leben und Meinungen aufzusetzen,
so soll man ueber die Theorie der Barbierkunst erstaunen, aus der ich
zugleich alle Lebens- und Klugheitsregeln herleiten will.
Magister.
Ihr seid ein originaler Kopf!
Breme.
Ja, ja, das weiss ich wohl, und deswegen habe ich auch den Leuten
verziehen, wenn sie mich oft nicht begreifen konnten, und wenn sie,
albern genug, glaubten mich zum Besten zu haben. Aber ich will ihnen
zeigen, dass, wer einen rechten Seifenschaum zu schlagen weiss, wer mit
Leichtigkeit, Bequemlichkeit und Gewandtheit der Finger einzuseifen,
den sproedesten Bart zahm zu machen versteht; wer da weiss, dass ein
frisch abgezognes Messer ebenso gut rauft als ein stumpfes, wer mit
dem Strich oder wider den Strich die Haare wegnimmt, als waeren sie gar
nicht dagewesen; wer dem warmen Wasser zum Abwaschen die gehoerige
Temperatur verleiht und selbst das Abtrocknen mit Gefaelligkeit
verrichtet und in seinem ganzen Benehmen etwas Zierliches darstellt--
das ist kein gemeiner Mensch, sondern er muss alle Eigenschaften
besitzen, die einem Minister Ehre machen.
Albert.
Ja, ja, es ist ein Unterschied zwischen Barbier und Barbier.
Martin.
Und Herr Breme besonders, das ist dir eine ordentliche Lust.
Breme.
Nu, nu, es wird sich zeigen. Es ist bei der ganzen Kunst nichts
Unbedeutendes. Die Art, den Schersack aus- und einzukramen, die Art,
die Geraetschaften zu halten, ihn unterm Arm zu tragen--ihr sollt
Wunder hoeren und sehen. Nun wird's aber Zeit, dass ich meine Tochter
vorkriege. Ihr Leute, geht an eure Posten! Herr Magister, halten Sie
sich in der Naehe.
Magister.
Ich gehe in den Gasthof, wohin ich gleich meine Sachen habe bringen
lassen, als man mir im Schlosse uebel begegnete.
Breme.
Wenn Sie stuermen hoeren, so soll's Ihnen frei stehen, sich zu uns zu
schlagen oder abzuwarten, ob es uns glueckt, woran ich gar nicht
zweifele.
Magister.
Ich werde nicht fehlen.
Breme.
So lebt denn wohl und gebt aufs Zeichen Acht!
Dritter Auftritt
Breme allein.
Wie wuerde mein sel'ger Grossvater sich freuen, wenn er sehen koennte,
wie gut ich mich in das neue Handwerk schicke. Glaubt doch der
Magister schon, dass ich grosse Konnexionen bei Hofe habe. Da sieht
man, was es tut, wenn man sich Kredit zu machen weiss. Nun muss
Karoline kommen. Sie hat das Kind so lange gewartet, ihre Schwester
wird sie abloesen. Da ist sie.
Vierter Auftritt
Breme. Karoline.
Breme.
Wie befin
|