bst streng zu vermeiden und unter den
Meinigen, in Gesellschaft, bei Hofe, in der Stadt ueber solche
Handlungen meine Meinung laut zu sagen. Zu keiner Ungerechtigkeit
will ich mehr schweigen, keine Kleinheit unter einem grossen Scheine
ertragen, und wenn ich auch unter dem verhassten Namen einer
Demokratin verschrien werden sollte.
Hofrat.
Es ist schoen, gnaedige Graefin, und ich freue mich, Sie wieder zu finden,
wie ich Abschied von Ihnen genommen, und noch ausgebildeter. Sie
waren eine Schuelerin der grossen Maenner, die uns durch ihre Schriften
in Freiheit gesetzt haben, und nun finde ich in Ihnen einen Zoegling
der grossen Begebenheiten, die uns einen lebendigen Begriff geben von
allem, was der wohl denkende Staatsbuerger wuenschen und verabscheuen
muss. Es ziemt Ihnen, Ihrem eigenen Stande Widerpart zu halten. Ein
jeder kann nur seinen eignen Stand beurteilen und tadeln. Aller Tadel
heraufwaerts oder hinabwaerts ist mit Nebenbegriffen und Kleinigkeiten
vermischt, man kann nur durch seinesgleichen gerichtet werden. Aber
ebendeswegen, weil ich ein Buerger bin, der es zu bleiben denkt, der
das grosse Gewicht des hoeheren Standes im Staate anerkennt und zu
schaetzen Ursache hat, bin ich auch unversoehnlich gegen die kleinlichen
neidischen Neckereien, gegen den blinden Hass, der nur aus eigner
Selbstigkeit erzeugt wird, praetentios Praetentionen bekaempft, sich ueber
Formalitaeten formalisiert und, ohne selbst Realitaet zu haben, da nur
Schein sieht, wo er Glueck und Folge sehen koennte. Wahrlich! Wenn
alle Vorzuege gelten sollen, Gesundheit, Schoenheit, Jugend, Reichtum,
Verstand, Talente, Klima, warum soll der Vorzug nicht auch irgendeine
Art von Gueltigkeit haben, dass ich von einer Reihe tapferer, bekannter,
ehrenvoller Vaeter entsprungen bin! Das will ich sagen da, wo ich
eine Stimme habe, und wenn man mir auch den verhassten Namen eines
Aristokraten zueignete.
(Hier findet sich eine Luecke, welche wir durch Erzaehlung ausfuellen.
Der trockne Ernst dieser Szene wird dadurch gemildert, dass der Hofrat
seine Neigung zu Luisen bekennt, indem er sich bereit zeigt, ihr seine
Hand zu geben. Ihre fruehern Verhaeltnisse, vor dem Umsturz, den
Luisens Familie erlitt, kommen zur Sprache, sowie die stillen
Bemuehungen des vorzueglichen Mannes, sich und zugleich Luisen eine
Existenz zu verschaffen.
Eine Szene zwischen der Graefin, Luisen und dem Hofrat gibt Gelegenheit,
drei schoene Charaktere naeher kennen zu lernen und
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