ten haben, wenn man sich nur vernuenftig gegen
die Menschen betraegt und ihnen ihren wahren Vorteil zeigt.
Friederike.
Unruhen? Wer will Unruhen anfangen?
Baron.
Missvergnuegte Bauern, die von ihren Herrschaften gedruckt werden, und
die leicht Anfuehrer finden.
Friederike.
Die muss man auf den Kopf schiessen. (Sie macht Bewegungen mit der
Flinte.) Sehen Sie, gnaedige Mama, wie mir der Magister die Flinte
verwahrlost hat! Ich wollte sie doch mitnehmen, und da Sie es nicht
erlaubten, wollte ich sie dem Jaeger aufzuheben geben. Da bat mich der
Graurock so instaendig, sie ihm zu lassen: Sie sei so leicht, sagt' er,
so bequem, er wolle sie so gut halten, er wolle so oft auf die Jagd
gehen. Ich ward ihm wirklich gut, weil er so oft auf die Jagd gehen
wollte, und nun, sehen Sie, find' ich sie heute in der Gesindestube
hinterm Ofen. Wie das aussieht! Sie wird in meinem Leben nicht
wieder rein.
Baron.
Er hatte die Zeit her mehr zu tun; er arbeitet mit an der allgemeinen
Gleichheit, und da haelt er wahrscheinlich die Hasen auch mit fuer
seinesgleichen und scheut sich, ihnen was zuleide zu tun.
Graefin.
Zieht euch an, Kinder, damit wir nicht zu warten brauchen. Sobald der
Hofrat kommt, wollen wir essen. (Ab.)
Friederike (ihre Flinte besehend).
Ich habe die franzoesische Revolution schon so oft verwuenscht, und
jetzt tu' ich's doppelt und dreifach. Wie kann mir nun der Schaden
ersetzt werden, dass meine Flinte rostig ist?
Dritter Aufzug
Erster Auftritt
(Saal im Schlosse.)
Graefin. Hofrat.
Graefin.
Ich geb' es Ihnen recht aufs Gewissen, teurer Freund. Denken Sie nach,
wie wir diesem unangenehmen Prozesse ein Ende machen. Ihre grosse
Kenntnis der Gesetze, Ihr Verstand und Ihre Menschlichkeit helfen
gewiss ein Mittel finden, wie wir aus dieser widerlichen Sache
scheiden koennen. Ich habe es sonst leichter genommen, wenn man
unrecht hatte und im Besitz war: Je nun, dacht' ich, es geht ja
wohl so hin, und wer hat, ist am besten dran. Seitdem ich aber
bemerkt habe, wie sich Unbilligkeit von Geschlecht zu Geschlecht so
leicht aufhaeuft, wie grossmuetige Handlungen meistenteils nur persoenlich
sind, und der Eigennutz allein gleichsam erblich wird; seitdem ich mit
Augen gesehen habe, dass die menschliche Natur auf einen unglaublichen
Grad gedrueckt und erniedrigt, aber nicht unterdrueckt und vernichtet
werden kann: So habe ich mir fest vorgenommen, jede einzelne Handlung,
die mir unbillig scheint, sel
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